10. Semester in (09/2015 - 12/2015)

Betreuung
3
Lehrveranstaltungen
0
Besuchte Stationen
2
Lebenshaltungskosten
2

Ich empfehle ....

... diese Region
Ja
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
Notfall, Neurologie, und Gynäkologie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Grundsätzlich ist die Fudan Universität eine der bekanntesten und besten Universitäten in ganz China. Sie hat eine riesige Anzahl an Studierenden, in alle möglichen Studienrichtungen. Der Main Campus liegt im Norden der Stadt. Dort sind die meisten Studienrichtungen vertreten und auch die meisten Studenten (natürlich auch die meisten Austauschstudenten) wohnen dort. Das Gelände ist sehr schön und gepflegt mit viel Grünfläche und coolem studentischem Flair. Das imposante 120m hohe Hauptgebäude der Universität ist definitiv sehenswert.
Die medizinische Fakultät der Fudan University gehört auch zu den besten des Landes. Diese liegt jedoch nicht auf dem Main Campus sondern ein bisschen zentraler und eher im südlichen Teil Shanghais (ca 45 – 60 min Fahrtzeit zwischen den Campi). Dieser ist momentan leider von Umbauarbeiten geprägt und somit auch nicht wirklich sehr aufregend. Dies kann sich jedoch bald ändern und wird dann sicherlich ein sehr ansprechendes Gelände sein.
Die medizinische Fakultät bietet einen chinesisch-sprachigen Studienzweig und einen kleinen internationalen (englisch-sprachigen) Studienzweig für Humanmedizin an. In dem internationalen Studienzweig sind in etwa 25 Studenten pro Jahr, die aus dem Ausland kommen. (Zumeist sind es Studenten aus Thailand, Indonesien oder auch Amerika mit chinesischem Hintergrund).
Über das Teaching vor Ort kann ich leider nicht viel sagen, da es uns nicht möglich war daran teilzunehmen.

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Grundsätzlich ist man wahrscheinlich in jedem Tertial in einem anderen Krankenhaus untergebracht. Die Universität versucht die Austauschstudenten in den besten Kliniken ihrer Universität unterzubringen. In jeder Klinik wird man einem englisch sprechenden Mentor zugeteilt, dem man dann die nächsten 4 Wochen folgt.
Das Zhongshan Hospital (Innere Medizin) liegt direkt gegenüber von dem Campus, ist erst 2014 teilweise neu erbaut worden und hat somit ein recht ansprechendes Äußeres. Die Bedingungen im Krankenhaus sind jedoch nicht wirklich vergleichbar mit österreichischen Standards.
Dieses Tertial war nicht unbedingt, das lehrreichste für mich, da die Sprachbarriere doch eine große Hürde darstellte und auch mein Mentor nicht immer anwesend war. Jedoch mit ein bisschen Selbststudium nebenbei konnte ich doch einiges von dem Tertial mitnehmen.
Das Huangshan Hospital (Neurologie) liegt etwa 15 min nördlich vom Campus (2 U Bahnstationen oder mit dem Rad zu erreichen). Dieses ist noch ein etwas älteres Krankenhaus, welches die besten Zeiten sicherlich schon hinter sich hat. Die Zimmer sind zumeist für 8 oder mehr Leute. Jedoch war es mit Abstand mein bestes Tertial in China. Dort fanden wir auf der Stroke Unit, zwei sehr motivierte Jungärzte, die uns am Vormittag in einigen Privat Lessions einiges beibringen konnten.
Gynäkologie und Geburtshilfe absolvierte ich im Red House Hospital. Dieses liegt etwa 30 min vom Campus entfernt und ist ebenfalls ein etwas älteres Gebäude, welches jedoch einen gewissen Charme ausstrahlte. Ich verbrachte 2 Wochen in der Gynäkologie und danach 2 Wochen in der Geburtshilfe. In der Gynäkologie waren wir einer etwas strengeren Mentorin zugeteilt, die uns fachlich auch wirklich fordern wollte. Ein bisschen schwierig war jedoch der plötzliche Umstieg von einer sehr freien Zeiteinteilung in den anderen Tertialen zu einer Anwesenheitspflicht von 8 – 17 Uhr, die teilweise sehr lang wirken konnte.
Die letzten 2 Wochen Geburtshilfe waren wieder etwas entspannter und ich hatte die Möglichkeit bei eineigen Geburten dabei zu sein.
Alles in allem muss man jedoch sagen, dass diese Tertiale unteranderem aufgrund der Sprachbarriere sicherlich nicht die lehrreichsten waren. Ich nehme an, dass ich vom Wissensaspekt mehr zu Hause in Wien gelernt hätte. Jedoch lernt man ein ganz anderes Gesundheitssystem und einen ganz anderen Zugang zur Medizin kennen, den ich jetzt im Nachhinein sicherlich nicht missen möchte! Also für mich hat es sich auf jeden Fall trotzdem gelohnt und mit ein bisschen Disziplin und Selbststudium konnte ich auch mein Wissen verbessern und hatte keinen Rückstand für die Sip5 im darauffolgenden Sommer.

Die Tätigkeitsbereiche waren natürlich sehr von Station zu Station unterschiedlich. Aufgrund der großen Anzahl an Jungärzten waren zumeist nicht wirklich Tätigkeiten für uns Studenten übrig geblieben.
Im Notfall Tertial konnte ich lediglich ein paar BGAs durchführen.
Im Neurologie Tertial bestand bei Hartnäckigkeit die Möglichkeit Liquorpunktionen durchzuführen und eventuell einen Neurostatus auszuprobieren und in Gyn und Geburtshilfe konnte man manchmal bimanuelle Palpationen durchführen und im OP assistieren.
Auf jeden Fall musste man interessiert wirken und viel nachhaken um auch Sachen selbst durchführen zu können. Jedoch konnten selbst die chinesischen Studenten nicht viel mehr durchführen und waren zumeist zu Blutdruck und Blutzuckermessen verurteilt worden.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Wichtig ist ein Studentenvisum bei der Chinesischem Botschaft in Wien zu beantragen. Die aktuellen Informationen am einfachsten von deren Internetseite direkt zu entnehmen. Bezüglich Impfungen ist in Shanghai nicht wirklich mehr erforderlich als In Österreich. Jedoch ist es sicherlich empfehlenswert zuvor einmal in der Spitalgasse vorbeizuschauen und alles auffrischen zulassen.
Kosten: Flug ab 600 Euro
Visum ca. 60 Euro
Unterkunft ca 400 Euro/ Monat Essen etwas billiger als Zu Hause
MUW Förderung 250 Euro/Monat

Als Ansprechperson war Mrs. Yang Liu für uns Austauschstudenten zuständig. Die Kommunikation mit Ihr war nicht immer einfach jedoch versuchte Sie immer hilfreich zu antworten. Sie war einer der wenigen Personen in der Universität, mit der man englisch sprechen konnte. Sie buchte auch die Unterkunft für mich im International Student dormitory am Campus der medizinischen Fakultät. Außerdem organisierte sie zu Beginn jedes Tertial einen chinesischen Studenten, der einem zu der Station brachte und mit organisatorischen Dingen half. Dies wars jedoch leider auch schon mit der Betreuung von der Uni Seite. Daher war grundsätzlich viel Eigeninitiative gefragt. Die anderen internationalen Studenten im Dorm halfen jedoch gern aus!

Wie gesagt, wurde die Wohnung im international Student dormitory am Campus der medizinischen Universität organisiert. Man wohnte dort gemeinsam mit den internationalen Studenten der Universität (jedoch nur vereinzelt wirkliche Austauschstudenten). Somit hatte man zumeist jemanden den man um Hilfe bitten konnte.
Ich hatte ein etwa 10m2 großes, spärlich eingerichtetes Zimmer mit Bett, Holzstuhl, Kasten, Tisch und privatem Bad. Es war nicht wirklich aufregend jedoch auf jeden Fall ausreichend. Eine Gemeinschaftsküche befand sich am Gang. Der Preis für ca 400 Euro im Monat war jedoch etwas mehr als erwartet. Aber das lag daran, dass dies eigentlich als ein Zweipersonen Zimmer gedacht war. Es sollte eigentlich auch billigere reine Einzelzimmer geben. Verglichen zu den Mietpreisen in Shanghai war dies jedoch noch immer ein wahres Schnäppchen.
Im Erdgeschoss des Dorms befand sich eine billige chinesische Kantine (Essen ca. 1 Euro, Frühstück 50 Cent), die wenn man einmal wusste was man bestellen musste wirklich gut und preiswert war.
Am Campus gab es noch eine zweite Kantine, die ich jedoch nicht so oft besuchte. Bezahlt wurde über eine Chipkarte die man zu Beginn bekam und immer wieder aufladen musste.
Weiters gab es ein kleines Sportzentrum (Tischtennistische, Schöne Turnhalle für Basketball und Badminton sowie ein schon etwas älteres Fitnessstudio), welches gratis zur Verfügung stand.
Internet gab es leider nicht im Zimmer jedoch konnte man immer runter in den Aufenthaltsraum gehen und dort das gratis Uni Wlan benutzen.
Der Campus lag nur 3 Minuten von der U-bahnstation Zhaojiabang Lu/Dongan Lu entfernt und somit auch ideal für Besuche in das Stadtzentrum.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Zhongguo = China das Land der Mitte ist nicht mit einem anderen europäischen Land vergleichbar. Die Folgen der Kulturellen Revolution im letzten Jahrhundert unter dem Führer Mao scheinen noch immer spürbar zu sein. Während die jungen Stunden immer mehr mit der westlichen Kultur aufwachsen, sind besonders die Generationen rund um unsere Elterngeneration noch sehr anders erzogen worden. Die ganzen Besonderheiten der chinesischen Kultur hier zu beschreiben würde sicherlich den Rahmen dieses Berichtes sprengen und ich bin mir sicher, dass sich genügend Informationen dazu im Internet finden lassen.
Wichtig als Austauschstudent in China ist jedoch eine gewisse Weltoffenheit und Verständnis für diese komplett andere Kultur mitzubringen. Gelingt dies dann hat man mit Sicherheit einen unvergesslichen Aufenthalt, der seine Weltanschauung ein bisschen verändert.
Außerdem darf man sich nicht von den für uns unüblichen Verhalten wie Spucken, Schlürfen und Drängeln einschüchtern lassen sondern muss verstehen, dass dies dort einfach so üblich ist!

Für mich war von Anfang an klar, dass die Sprache eine große Barriere darstellen wird. Somit war ich schon auf wenig Patientenkontakt und chinesisches Englisch eingestellt.
Jedoch hatten viele jungen Studenten sowie auch einige Ärzte, die bereits international geforscht haben, wirklich gute Englischkenntnisse. Sonst hat es mich jedoch eher überrascht wie wenig in so einer internationalen Stadt wie Shanghai englisch gesprochen wurde (Geschäfte, Resteraunts, etc.). Jedoch fand sich immer irgendeine eine Möglichkeit doch zu kommunizieren.
Natürlich stellt auch die Schrift ein großes Hindernis dar, welches besonders beim Essen bestellen schwierig sein kann. Hier kann man sich zumeist mit Bildern in der Speisekarte weiterhelfen!
Sprachkurse gab es leider keine von Seiten der Universität und ich musste somit einen privaten Kurs nehmen (Ca 300 Euro). Dies ist auf jeden Fall empfehlenswert um einfach mehr aus seinem Aufenthalt rausholen zu können. Sprachkurse z.B. bei Easymandarin.

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Shanghai ist eine wundervolle Großstadt die so viel zu bieten und zu erforschen hat. Einfach wunderschön diesen Vibe zu genießen, neue Dinge ausprobieren und eine neue Kultur kennen zu lernen. Die Chinesische Kultur ist eine sehr faszinierende und gerade wenn man sich die Mühe macht auch ein bisschen von der Sprache zu verstehen bekommt man das richtige China mit.
Zum empfehlen ist Smartshanghai.com auf der viele Tipps und Tricks über Shanghai stehen.
Apps wie Google translate, Pleico und einen VPN um Facebook und Youtube aufmachen zu können sind äußerst empfehlenswert! Auch die App Wechat (Wie Whatsapp) um mit anderen Studenten dort zu kommunizieren ist äußerst wichtig.
Außerdem sind Besuche in Suzhou, Hangzhou und in die yellow mountains (Nachtzug) äußerst lohnenswert! Außerdem sollte man die national Feiertage ende September beachten, da hier auch die Uni für eine Woche geschlossen hat. Diese Zeit eignet sich fürs Reisen, jedoch sollte man bedenken, dass etwa eine halbe Milliarden Chinesen ebenfalls unterwegs sind. Somit früh buchen und auf unzählige Touristen eingestellt sein.
Außerdem ist Shanghai für sein aktives Nachtleben sehr berühmt. Also auch dieses auf jeden Fall ein paar mal ausprobieren. Wo hat man schon Clubs mit einem Haifischbecken drinnen etc.
Da das Spital für Kinderheilkunde sich etwa eine Stunde vom Campus entfernt befindet, sollte man dieses evtl. meiden falls man nicht bereit so lange jeden morgen zu fahren.
Was ich so gehört habe, wäre HNO und Augenheilkunde auch eine gute Option gewesen dort zu absolvieren. Im Nachhinein würde ich HNO, Neuro und Gyn als meine Tertiale wählen.