9. Semester in (09/2015 - 12/2015)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 4
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- Psychiatrie, Notfall, Neurologie, und Gynäkologie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Prinzipiell ist in Liverpool eine etwas andere Situation als bei un, da es einen Unicampus gibt. Das
heißt, dass da wirklich alle Unis Studiengänge untergebracht sind und auch Bibliotheken, Sportstätten,
Studentenwohnheime, etc an einem Ort sind. Man bekommt als Medizinstudent von der Uni aber
vielleicht weniger mit als andere Erasmus Studenten, weil man bei seinen Tertialen nur im
Krankenhaus ist und diese sind bis auf das Allgemeine Krankenhaus (Royal!Hospital) in ganz Liverpool
verteilt. An der Uni gibt es aber eben auch Sportmöglichkeiten und viele Societies an denen man sich
beteiligen kann, auch wenn man nur wenige Monate vor Ort ist. Organisatorisch hat man an der Uni
nur mit der Erasmuskoordinatorin (Christina!Da!Silva) und der Verantwortlichen für die Einteilung der
Tertiale (Rachel Dubavin) zu tun. Im Vorhinein ist die Anmeldung leider etwas kompliziert, aber auch
wenn es länger dauert, funktioniert es dann meistens und man bekommt das, was man will.Die Betreuung vor Ort war schlecht. Im Vorhinein war die Anmeldung sehr mühsam und die zuständige Erasmuskoordinatorin einfach unfähig. Rachel Dubavin, die Verantwortliche für Medizinstudierende war etwas langsam, aber wenn man ihr schreibt welche Tertiale und wann man sie machen möchte dann klappt das. Es gab eigentlich keine organisierten Ausflüge oder so, beim Welcome event haben wir aber gleich einige Leute kennen gelernt.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Vorweg möchte ich sagen, dass die Tertiale, die ich in England gemacht habe glaube ich in Österreich
auch nicht besser wären, was!nicht heißen muss, dass sie perfekt waren. Die Ärzte und
das Krankenhauspersonal sind prinzipiell immer sehr freundlich und helfen gerne. Ich habe in
Liverpool 4 Tertiale gemacht und war an 4 verschiedenen Krankenhäusern. Das erste Tertial war
Neurologie. Das verbringt man in einem Neurokrankenhaus, das wirklich sehr gut ist. Die Organisation dort ist besonders gut, man wird einem Arzt (bei mir Dr. Wieshmann) zugeteilt und der kümmert sich dann um einen und man kann bei verschiedenen Clinics (Ambulanzen) mitgehen.
Das Krankenhaus ist ziemlich groß und eben nur für Neuro also kann man echt viel sehen. Mein 2. Tertial war Notfall, das war leider nicht so gut, weil wir hier der AMU zugeteilt waren und da sieht man eher Patienten so wie beim Allgemeinmediziner. So eine Station gibt es bei uns eigentlich gar nicht. Wir konnten deshalb leider keine Anästhesie oder Intensivmedizin sehen, das fand ich etwas
schade. Aber die Ärzte waren auch hier immer nett und haben manchmal sogar „Lehrvisiten“ gemacht.
Psychiatrie war wieder ganz anders, hier bekommt man einen Stundenplan. Dann ist man verschiedenen Krankenhäusern zugeteilt und bekommt von allem was zu sehen, Kinderpsychatrie, Anorexie Station, Forensische Psychiatrie, etc. Das war echt super, weil man viele verschiedene!
Dinge gesehen hat. Der Stundenplan ist außerdem nicht besonders dicht, also bleibt noch viel Freizeit um Liverpool und England besser zu erkunden. Frauenheilkunde habe ich wieder in einem anderen Krankenhaus gemacht, da gibt es ein eigenes Womens Hospital. Hier sollte man im Vorhinein der Verantwortlichen mitteilen, dass wir sowohl
Gyn als auch Geburtshilfe brauchen, weil man dann zwei unterschiedlichen Ärzten zugeteilt wird. Mit denen kann man dann vereinbaren, was man gerne sehen möchte. Sowohl Station, als auch OP und Clinics, das war sehr abwechslungsreich. In der Ambulanz kann man auch selbst untersuchen und im OP kann man sich auch einwaschen. Ich würde Neuro, Psychiatrie und Gyn sofort wieder machen, allerdings Notfall würde ich in Wien machen, das ist denke ich besser. In England gehen die Medizinstudenten prinzipiell schon ab dem 2. Jahr im Krankenhaus mit und haben keine Vorlesungen oder Seminare mehr. Die Ärzte sind also gewohnt, dass Medizinstudenten da sind. Man hat allerdings eher eine beobachtende Rolle. Es gab von Tertial zu Tertial aber auf jeden Fall Unterschiede. In Neuro konnte man sich gut in Clinics dazusetzen und zusehen. Oft wurde auch was erklärt, je nach Arzt. Auf der Station konnte man selbstständig aufgenommene Patienten untersuchen und befragen und das dann einem Arzt vorstellen, nur zu Lernzwecken. Die Patienten waren daran schon gewohnt und haben immer gerne ihre Geschichte erzählt. In Notfall konnte man Blutabnehmen und Venflons legen. Punktionen etc konnte man nicht machen, das wollten die Assistenzärzte nämlich meist selber machen, weil sie es auch noch nicht so oft gemacht haben. Wenn man wollte konnte man allerdings auch selbst Patienten untersuchen und dann einem Arzt präsentieren und gemeinsam eine weitere Vorgehensweise erarbeiten. In Psychiatrie hatte man ausschließlich eine beobachtende Rolle. Wenn man allerdings geeignete Patienten gefunden hat, konnte man mit denen auch einen psychopathologischen Status machen, allerdings nur zu Lernzwecken.
In Gyn konnte man sich einwaschen und im OP assistieren. Auch in der Ambulanz konnte man selbstständig Patienten untersuchen. Das war am abwechslungsreichsten.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Am mühsamsten war die Diskussion mit dem Studentenheim, weil sie uns anfangs zugesagt haben, dass wir auch einen kürzeren Vertrag haben können, aber dann musste ich trotzdem
mehr als 1 Monat mehr zahlen! Das hat sehr viel Zeit und Energie gekostet! Die Kontaktpersonen in den Krankenhäusern waren meistens sehr gut organisiert, da gab es keine Probleme. Das Wohnen war ein großes Problem. Christina, die Erasmuskoordinatorin, hat uns nahe gelegt, das Studentenwohnheim zu nehmen, da man sonst schwer etwas finde und es auch gefährliche Gegenden gäbe in Liverpool. Das Problem dabei war, dass die Studentenwohnheime, obwohl von der Uni betreut, 3 mal so teuer sind wie normale Wohnungen und man außerdem nur von September bis Jänner einen Vertrag bekommt, also habe ic über ein Monat mehr bezahlt als ich eigentlich dort war. Ich hab alllerdings auch andere Leute getroffen, die auf Erasmus waren und problemlos ein Zimmer oder eine kleine Wohnung gefunden haben. Das war auf jeden Fall billiger und genauso gut. Die meisten Studenten in Liverpool mieten ein kleines Haus zb zu 5. Die sind meistens in der Nähe von Smithdown Road. Da fährt dann ein Bus in die Stadt, aber ein Busticket braucht man ohnehin wenn man in verschiedenen Krankenhäusern eingeteilt!ist.
Ich hab im Studentenwohnheim gewohnt. Das sind kleine Häuser mit 7 Zimmern und Küche und Bad werden geteilt. Das Gute ist, dass das direkt am Campus liegt. Aber es war wirklich einfach sehr teuer (ca 900€, wenn man das zusätzliche Monat und den damals schlechten Pfundkurs berücksichtigt) Außerdem waren im unseren Haus auch nur insgesamt 3 Erasmus-Studentinnen, also hat man dadurch auch nicht wirklich mehr Kontakte geknüpft.
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Am Auffälligsten ist hier das Liverpooler Nachtleben. Die Kleidungsgewohnheiten sind einfach anders als bei uns, die Kälte bzw Nässe wird dabei nicht berücksichtigt. Die Briten generell sind natürlich alle sehr höflich und korrekt das ist auch im Krankenhaus zu spüren. Die
Krankenschwestern sprechen einen schon mal mit „Darling“ an und bringen dann einen Tee, die sind wirklich sehr nett. Im Krankenhaus sind außerdem alle per du, das ist natürlich sprachlich bedingt, aber es werden die Patienten eigentlich auch nur mit Vornamen oder sogar Spitznamen angesprochen. Man sollte sich auf jeden Fall Gewand mitnehmen, die Ärzte tragen nämlich keine Mäntel oder Spitalskleidung sondern kommen eher im Business Outfit. Sportschuhe und Jeans kann man leider nicht im Krankenhaus tragen.Leider haben wir keinen Sprachkurs gefunden. Das war wirklich schade. Es gab zwar Kurse, aber die waren wirklich sehr einfach, also eher wenn man gerade erst anfängt Englisch zu lernen. Es gab aber im Krankenhaus eigentlich keine Verständnisprobleme. Der Liverpooler Akzent ist etwas eigen, aber man gewöhnt sich daran. Die Ärzte und Patienten waren auf jeden Fall immer gut zu verstehen.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Nicht nervös oder ungeduldig werden wenn die Anmeldung länger dauert, es klappt am Ende dann eh so wie man es haben möchte. Am besten ist nicht auf Christina zu hören und sich auf jeden Fall eine eigene Wohnung, WG etc zu
suchen. Das geht auch noch direkt vor Ort. Man sollte auf jeden Fall eine Regenjacke oder einen Regenschirm einpacken und eben entsprechende Kleidung für das Krankenhaus. Das Notfall Tertial würd ich auf jeden Fall in Wien machen. Es gibt Direktflüge nach Liverpool von Bratislava mit Ryan Air. Besonders gut gefallen hat mir Erasmus an sich. Ich war zwar mit einer Freundin aus Wien gemeinsam in Liverpool, aber wir haben sehr schnell andere Erasmusstudenten kennen gelernt. Wir haben fast täglich gemeinsam etwas unternommen und sind auch gemeinsam verreist. Man hatte auf jeden Fall genügend Zeit, um sich England anzuschauen und konnte problemlos auch mal ein Wochenende verlängern. Wir haben sowohl Medizinstudenten als auch andere Studenten kennen gelernt und es gibt in Liverpool generell mehrere Austauschprogramme und ausländische Studierende. Liverpool als Stadt ist wirklich perfekt für einen Erasmusaufenthalt für ein paar Monate. Es gibt viele Cafés, man kann gut spazieren gehen und am Abend kann man in Liverpool immer was unternehmen, Liverpool ist eine Studentenstadt mit ausgeprägtem Nachtleben. Man sollte unbedingt einmal Bingo ausprobiert haben in Liverpool