
9. Semester in (09/2015 - 04/2016)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 3
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- HNO/Auge, Psychiatrie, Notfall, Neurologie, Pädiatrie, und Gynäkologie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Die Ruprecht-Karls-Universität ist eine der ältesten deutschsprachigen Unis in Europa. Fast der gesamte medizinische Campus (alle Unikliniken bis auf die Psychiatrie, Wohnheime, Forschungslabors, Bibliothek, eine große Mensa, …) befindet sich in einer eigenen Siedlung nördlich des Neckars (Fluss durch Heidelberg). Von dort ist man mit dem Rad oder mittels einer eigenen Bus-Linie sehr schnell in der Altstadt.
Die meisten Ärzte an der Uni Heidelberg sind sehr positiv der Lehre gegenüber eingestellt und reagieren auf gezeigtes Interesse mit sehr viel Engagement. Mit etwas Glück kann man einen sehr tiefen Einblick in die jeweiligen Fachgebiete erhalten.
Es macht jedoch einen großen Unterschied, ob man die Tertiale an der Uni (als Modul) oder als klinische Rotation (wie Famulatur) abhandelt. Das Heidelberger Curriculum ist dem Wiener sehr ähnlich, weshalb auch die Uni-Module den unseren in Wien ähneln. Ein Unterschied bei den Modulen ist aber, dass meistens ein Stationsunterricht (meist an den Nachmittagen) mit integriert ist. Ich würde dir empfehlen die meisten Tertiale (Päd-Modul ist echt gut!) in Heidelberg als klinische Rotation zu machen.
Es gab einige Vereinigungen, die alle vielfältige Programme mit gemeinsamen Abenden, Ausflügen
(Oktoberfest, Karneval in Köln, Straßburg, …) organisiert haben. Während der Studienzeit waren die
Lokale meist gut gefüllt mit Studenten 😉
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Alle Unikliniken in Heidelberg sind bemüht um Ihre Studenten.
-Neurologie (als Modul absolviert): leider sehr ähnlich zu unserem Block. Die Studenten dort haben das erste Mal Neuro, dementsprechend wird der Stoff wie bei uns aufgearbeitet. Vormittags waren Vorlesungen, nachmittags Seminare und Stationsunterricht. Der Stationsunterricht war qualitativ gut (Anamnese und Status als Gruppe machen und dann eine Verdachtsdiagnose stellen/erarbeiten), leider auch sehr kurz. Die Abschlussprüfung (mit kleinem OSCE) war mit keinem großen Aufwand verbunden.
-Psychiatrie (klinische Rotation): Ich hatte einen eher schlechten Voreindruck von der Psychiatrie, welcher sich durch die 4 Wochen deutlich gebessert und ins positive verschoben hat. Der zuständige Assistenzarzt war selbst noch sehr jung, hat mich aber fast überall mitgenommen und auch einiges selber machen lassen. Wir haben gemeinsam Stoff durchbesprochen, was mir rückblickend für die SIP geholfen hat. In der Akut-psychiatrie habe ich ein paar sehr spannende Fälle/Aufnahmen miterlebt.
-Pädiatrie (Modul): Wieder waren vormittags Vorlesungen und nachmittags Seminare und Stationsunterricht (2-3h – 2-3x/Woche). Vorlesungen waren mit Anwesenheitskontrolle, dafür aber gut. Man wechselt beim Stationsunterricht fast jedes Mal die Station, weshalb man einen breiten aber keinen tiefen Einblick in 6-8 Teilbereiche der Päd bekommt. Abschlussprüfung mit OSCE war mit dem von Studenten geschriebenen Skriptum gut schaffbar.
-Notfall- /Intensivmedizin (klinische Rotation): Ich war in der Akutambulanz der chirurgischen Klinik; sehr gutes Team, viel eigenständige Arbeit möglich, keine Verpflichtung mitzuarbeiten – man konnte sich alles ansehen was man wollte. Ich habe extrem viel gelernt und gemacht!
-Gynäkologie (klinische Rotation): Es waren genügend Studenten gleichzeitig auf der Gyn, damit sich die Arbeit im OP gut verteilt hatte, aber auch jeder sich ein Bild von dem Kreissaal machen konnte. Abgesehen von der OP-Assistenz konnte man sich auch hier sehr frei im Uniklinikum bewegen und hatte einige Möglichkeiten seltene Eingriffe/Erkrankungen zu sehen.
-HNO (klinische Rotation): gutes, junges Team, hin und wieder schlechte Stimmung, wenig OP-Assistenz, viele engagierte junge Ärzte, freie Wahl bei den Ambulanzen. Mittlerer Lerneffekt und einige seltene OPs gesehen trotz Vorwissen/-erfahrung. -Auge (klinische Rotation): junges, z.T. sehr gestresstes Team. Keine OP-Assistenz nötig, trotzdem anfänglich sehr spannend. Ich habe von der Augenheilkunde einen guten Einblick erhalten, bei geringem Vorwissen.
Bei den Uni-Modulen hatten wir keine Tätigkeitsbereiche, außer in den Seminaren mitarbeiten und Prüfungen schreiben.
Bei der Psychiatrie habe ich Anamnese, Status, einfache Untersuchungen (wie DemTect, MMSE, Uhrentest, …), Lumbalpunktion hätte ich fast machen dürfen und bei Interesse Arztbriefe mit Unterstützung verfassen.
In der Akutambulanz der Chirurgie habe ich von „meinen Patienten“ von Anamnese, Status, Untersuchungen anfordern, Blutabnahme, Diagnosen stellen, Nähen, Glassplitter suchen und Kurzbriefe schreiben alles mit Unterstützung gemacht. Ich bin auch oft bei Notfällen im Schockraum mitgelaufen und habe freiwillig einen Nachtdienst bis 0h mitgemacht.
In der gynäkologischen Klinik mussten immer alle OPs mit Studenten besetzt sein (hatten damals auch ein Konzept mit bezahlten OP-Assistenten – 1/Tag -> einer von uns konnte etwas Anderes machen). Es mussten auch immer 3-4 zur Frühvisite um 7:00 da sein (meist die OP-Assistenten). Es gab jedoch genügend Studenten, damit wir uns selbst einteilen konnten und jeder seinen Interessen nachgehen konnte. Im Kreissaal musste man bei den Neuzugängen (max.3/Tag) Blutabnehmen und einen Venflon legen. Sonst durfte man nicht sehr viel machen, nur zusehen. In den Ambulanzen durfte manchmal auch selbst Hand anlegen (Gyn Untersuchung, US).
In der HNO-Klinik musste auch bei manchen OPs eine Assistenz gestellt werden, am Nachmittag sind auch Tracheostomien an Langzeitbeatmeten mit Assistenz durchgeführt worden. In den Ambulanzen durften man oft selbst untersuchen. Manche Themenbereiche wurden mit Assistenzärzten besprochen.
In der Augen-Klinik konnte man außer in der Akutambulanz (sehr stressig) oft Visus-, Spaltlampen-, Augendruckuntersuchungen (Applanationstonometrie) und manchmal auch eine Fundoskopie machen.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Die erste Hürde für mich war die Information zu erhalten, dass man die Tertiale sowohl als Modul an der Uni als auch als klinische Rotation absolvieren kann. Leider war zu diesem Zeitpunkt die Planung von Seiten Dr. Salemis schon abgeschlossen.
Weiters war es für mich verwirrend, da ich vom Studierendenwerk Heidelberg die Information bekommen habe, eine Mindestmietdauer unter 6 Monate sei nicht möglich und von der Studienverantwortlichen an der Uni habe ich die Info bekommen, dass dies sehr wohl möglich sei. Schlussendlich habe ich einen Platz im Studentenwohnheim bekommen, leider erst 3 Tage nach Beginn meines ersten Tertials (am 2. des Monats?!) und ich hatte einen Mietvertrag über 6 Monate. Wenn das Studierendenwerk jedoch einen Nachmieter findet, kommt man früher aus dem Vertrag raus – Also früh genug bekannt geben wann man ausziehen möchte!
Ich habe in einem Wohnheim (4er WG) direkt im medizinischen Campus gewohnt. Es war sehr
günstig (um einiges billiger als in Wien) jedoch waren die sanitären Bedingungen sehr studentisch.
Ich hatte meist nur ein paar Minuten zu den jeweiligen Kliniken. Also alles in Allem war ich
zufrieden mit dem Zimmer.
Man erfährt allerdings erst ein oder zwei Monate zuvor, ob man einen Platz im Heim erhält und die
Mindestvertragslaufzeit beträgt 6 Monate – man kann jedoch früher aussteigen wenn das Zimmer
nachvermietet werden kann.
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Die Stadt Heidelberg hat eine sehr alte Geschichte, auch universitär, und damit eine wundervolle Altstadt. Am Fuße des Königstuhls erhebt sich die Schlossruine, welche im Sommer einige Male mit einer aufwändigen Beleuchtung in Szene gesetzt wird. Die prunkvollen Räumlichkeiten der alten Universität, speziell mit der alten Aula und der mit Geschichten versehene Studentenkarzer (=Gefängnis) sollte man gesehen haben.
Da ca. jeder 5. Einwohner Heidelbergs Student ist wird die Stadt durch zahlreiche Events jung
gehalten und schafft eine sehr angenehme Umgebung.
Lebensmittel und Luxusgüter sind vergleichbar mit Wien, Kaffee ist etwas günstiger, was man leider
aber auch in der Qualität merkt (Ich habe keine wirklich guten Kaffee gefunden). Bei Bier hat man
sehr viel Auswahl und man ist nur 20 km von der nächsten Weinregion (die Stadt heißt tatsächlich
Weinheim!) entfernt. Ausflüge werden mit großen Gruppen (Vereinigungen wie AEGEE oder ESN)
oder mit dem Fernbus günstig.
Bis auf einige unverständliche schwäbische Dialekte gab es keine Probleme 😉
Für ERASMUS-Studenten gab es auch einen Sprachkurs im September, der passabel gewesen sein soll.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Ich habe mir am Anfang ein gebrauchtes Fahrrad besorgt, womit ich sehr flexibel und in der Stadt
überall schnell hinkonnte. Da ein großer Teil Heidelbergs auf dem Fahrrad unterwegs ist sind auch genügend Fahrradwege und gute Beschilderungen zu finden.
Ansonsten einfach andere „einheimische“ Studenten fragen – da bekommt man viele und oft die richtigen Infos!