10. Semester in (11/2018 - 11/2018)

Betreuung
5
Lehrveranstaltungen
3
Besuchte Stationen
3
Lebenshaltungskosten
2

Ich empfehle ....

... diese Region
Nein
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
HNO/Auge, Psychiatrie, und Pädiatrie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Die Kommunikation mit der Gastuniversität verlief ziemlich kompetent. Frau Medova, die Koordinatorin der Charles University – 1st Faculty of Medicine, betreut regelmäßig zahlreiche Studenten aus dem Ausland und hat dementsprechend viel Erfahrung. Mein Semester begann Mitte Februar und endete Anfang Juni. Es ist jedoch wichtig sich im vornhinein zu erkundigen, welche Tertiale tatsächlich im gewünschten Zeitraum angeboten werden. Die Tertiale finden nämlich ausschließlich intracurriculär statt, manche Fächer kann man eben nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Monaten besuchen. Die Homepage hierfür ist leider recht unübersichtlich, Frau Medova kann einem hier aber gut weiterhelfen. Da meine 2. Muttersprache tschechisch ist, entschloss ich mich die ganzen Fächer im tschechischen Curriculum zu absolvieren. Es ist nur möglich ein Curriculum zu wählen, entweder Englisch oder Tschechisch. Dieser Austauschbericht bezieht sich somit nur auf das tschechische Curriculum, da ich nie ein Tertial des englischen Curriculums besucht habe.
Der Campus der Universität ist an sich sehr groß, und die Lehrkrankenhäuser sind leider in der gesamten Stadt verteilt, so kann es schon mal passieren, dass man zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden 45min mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren muss, um zum jeweiligen Krankenhaus zu gelangen. Man kann wie jeder andere Student die Mensa, Bibiliotheken und Drucker nutzen, vorausgesetzt man besorgt sich davor gegen ein kleines Entgelt die International Student Identity Card (ISIC). Diese wird dann elektronisch mit Guthaben aufgeladen, und dient als bargeldloses Zahlungsmittel.

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Allen Tertialen gemein ist, dass der Tag mit einer Theoretischen Einheit à 2h beginnt, anschließend geht man auf Station für weitere 2 Stunden. Die Gebäude und Räumlichkeiten der Universität waren im Allgemeinen sehr alt und baufällig, in den Vorlesungen der Pädiatrie saß / stand man meist zusammengepfercht in einem verhältnismäßig zu kleinem Hörsaal. Anfangs ist es recht unübersichtlich das richtige Gebäude bzw den gewünschten Raum zu finden, da das Gelände sehr groß ist und es nicht wirklich einen genauen Lageplan gibt. Aber der Portier am Eingang des Krankenhauses ist immer glücklich einem weiterhelfen zu können.
Im Tertial der Pädiatrie wurden wir in Kleingruppen á 8 Personen eingeteilt. Die Vorlesung fand gemeinsam mit den anderen 80 Studenten statt, danach ging man auf Station. Auf der Station beschränkten sich die Tätigkeiten der Studenten leider meist aufs zusehen/zuhören und Anamnesen erheben, näheres dazu im nächsten Absatz. Leider war der Großteil der Praktika in einem außenstehenden Krankenhaus, welches 30min mit öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt lag, somit blieb von der 30min Pause nicht wirklich was übrig. Am Ende der 7 Wochen musste man eine seiner Patientengeschichten in Form einer kleinen Präsentation einem Prüfarzt vortragen, damit man das Tertial positiv abschließen konnte.
Die Psychiatrie verlief ähnlich, morgens 2h Vorlesung, anschließend ging man auf Station. Dort machte man wiederum eine Anamnese und stellte den Patienten danach einem Oberarzt vor. Nach 3 Wochen gab es einen kurzen schriftlichen Abschlusstest, der ebenfalls für die positive Absolvierung des Praktikums verpflichtend war.
Im Tertial an der Augenklinik wurde man nach der Vorlesung in 5er Gruppen einem Ambulanzraum zugeteilt. In den Räumen beschränkte sich unsere Tätigkeit meist nur aufs Zuschauen, im Allgemeinen waren die Ärzte jedoch sehr höflich und hilfsbereit, und hatten immer Zeit einem was zu erklären.
Zusätzlich zum Mantel sind immer Sandalen mitzunehmen, da das Betreten der Station mit Straßenschuhe meist nicht erlaubt ist. Außerdem ist die ISIC-Card zur Identifikation sichtbar am Mantel zu tragen. Mittagessen konnte man immer sehr günstig in der Mensa (umgerechnet unter 2€), die Qualität kann jedoch mit österreichischen Kantinen bei weitem nicht mithalten.
Wie im obigen Absatz beschrieben, beschränkt sich die Tätigkeit der Studenten nur aufs zusehen und reden. Auf Station im Tertial Pädiatrie machten wir meist in Zweiergruppen ein Aufnahmegespräch und eine klinische Untersuchung (Auskultation, Pulse tasten) am jeweiligen Kind, und stellten unsere Anamnese anschließend einem Oberarzt vor. Da leider sehr oft zwischen einzelnen Stationen bzw Krankenhäusern rotiert wurde, konnte man selten Weg der Patienten von Aufnahme bis Entlassung nachvollziehen. Bis auf die Anamnesen und einem einmaligen Reanimationskurs, blieb die praktische Tätigkeit jedoch leider im Hintergrund. Nach ein paar Wochen werden die Anamnesen jedoch auch recht monoton, sodass ich am Ende des Tertials meist froh war, die Abteilung wechseln zu können, um etwas Neues zu sehen / hören. Einmalig wurde uns im Rahmen des Pädiatrie Tertials ein kurzer Reanimationskurs (1h) angeboten, an dem wir am Simulator ein Kleinkind wiederbeleben und intubieren durften. Leider war die 1h für 8 Personen natürlich viel zu wenig, sodass man auch hier nicht viel mitnehmen konnte.
In der Psychiatrie verlief es ziemlich ähnlich, hier wurde das Aufnahmegespräch in Gruppen von 12 Personen geführt. Je nach Engagement konnte man somit mitten im Anamnesegespräch mitwirken, oder sich eher im Hintergrund aufhalten. Die Anamnese wurde anschließend ebenfalls mit dem Stationsarzt besprochen. Am Interessantesten waren hier die einzelnen Praktika in den Außenstellen (Kinderpsychiatrie/Entzugsklinik), somit konnte man einen Einblick auf das große Feld der Psychiatrie bekommen.
Im praktischen Teil des Auge-Tertials wurden wir in 5er Gruppen einem Ambulanzraum zugeteilt. Dort konnte man über einem Bildschirm die Spaltlampenuntersuchung mitverfolgen. Wenn einmal nicht so viel los war, konnten wir Studenten uns selbst untersuchen und mit der Spaltlampe vertraut werden. Die Ärzte erklärten immer viel zu den Patienten, man konnte in den 2 Wochen einiges dazulernen.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Wie anfangs erwähnt, ist es wichtig sich im vornhinein zu erkundigen, welche Tertiale tatsächlich im gewünschten Zeitraum angeboten werden. Die Tertiale finden nämlich ausschließlich intracurriculär statt, manche Fächer kann man eben nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Monaten besuchen.
Nach Anmeldung an der Uni holt man sich die International Student Identity Card, welche für ca. 10€ gekauft werden muss. Nur mit dieser Karte habt ihr Zugriff auf die Bibliothek, die Drucker der Uni und der Mensa.
Nochmals möchte ich erwähnen, dass in Tschechien mit Kronen bezahlt wird. An den Umrechnungskurs gewöhnt man sich aber recht schnell.
Die meisten Studenten in Prag sind in den Wohnheimen am Stadtrand untergebracht. Diese sind zwar recht billig (unter 200€ pro Monat), leider benötigt man immer min. 40 Minuten bis in die Stadt. Darüberhinaus musste man immer sein Zimmer mit min. einer Person teilen, das Badezimmer und die Küche mit min. 4 anderen. Privatsphäre ist somit kaum vorhanden. Im Laufe meines Aufenthalts in Prag konnte ich einige Studenten kennenlernen, die Ihren Aufenthalt aufgrund der schlechten Wohnsituation abgebrochen hatten. Monatelang im selben Zimmer mit einer fremden Person zu wohnen, ist eben nicht jedermanns Sache.
Wenn man Glück hat und sich rechtzeitig auf die Suche macht, kann man selbstverständlich auch ein Zimmer in einer WG ergattern. Diese sind meist teuerer (300€ aufwärts), sind aber das Geld im Vergleich zum Wohnheim absolut wert.
Ich selbst hatte das Glück in der Wohnung meiner Verwandten wohnen zu können, somit war ein Problem der Wohnungsfindung für mich nie gegeben.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Speziell das Zentrum in Prag ist sehr touristisch. An den Hotspots wie Karlsbrücke und Uhrturm häufen sich speziell an Wochenenden die Gäste, sodass man schnell beginnt diese Orte zu meiden. Es empfiehlt sich daher diese Attraktion unter der Woche (Dienstag/Mittwoch) zu besuchen, um den Menschenmassen zu entgehen.
Speziell in den warmen Jahreszeiten entfaltet Prag seine Schönheit. Es gibt zahlreiche Parks, mit Blick auf die Moldau und der Burg, welche oft als Treffpunkt für viele Studenten dienen. Darüberhinaus gibt es eine Lände an der Moldau (Naplavka), welche unserem Donaukanal mit den zahlreichen Restaurants sehr ähnlich ist.
Das Essen an sich ist sehr fettig und schwer, wie man es aus der böhmischen Küche kennt. Tschechien ist berühmt für sein Bier, und in Prag gibt es genügend Möglichkeiten sich durch die zahlreichen Arten durchzukosten. Außerdem ist Bier in den Restaurants in der Regel günstiger als Cola und andere Soft-Drinks.
Sprachliche Barrieren gab es von meiner Seite keine, da ich Tschechisch als 2. Muttersprache gelernt habe. Von Erzählungen anderer Erasmus-Studenten kann ich hinzufügen, dass leider nicht viele Tschechen gutes Englisch sprechen. Im Zentrum der Stadt, welches sehr touristisch ist, sieht das Ganze zum Glück ein wenig besser aus.
Sprachkurse waren vorhanden, von den meisten Studenten wurden diese auch genutzt. Leider ist Tschechisch sehr kompliziert, sodass selbst nach einem ganzen Jahr Sprachkurs die Einheimischen nur selten verstanden werden konnten.

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Prag hat eine wunderschöne Altstadt, nicht umsonst nennt man sie die „goldene Stadt“. Eine meiner schönsten Erinnerungen war das Tretboot fahren auf der Moldau mit Blick auf Burg und Karlsbrücke. In Prag wird einem nie langweilig, es gibt so viele Dinge zu entdecken. Ob Zoo, Parks, Museen oder die historische Altstadt, da ist für jeden was dabei. Auch das Nachtleben in Prag kann sich sehen lassen. Es gibt zahlreiche Clubs und Bars, die auf jeden Fall mit denen in Wien mithalten können. Speziell Freunde der 80er und 90er kommen in Prag auf Ihre Kosten, da aus unbestimmten Gründen die Mehrheit der Nachtlokale auf die „Oldies“ setzt.
In Tschechien wird noch mit Kronen bezahlt, daher muss man Geld wechseln. Es zahlt sich aus Euro mitzunehmen, und bei den privaten Wechselstuben zu wechseln, man erspart sich so gegenüber der Bargeldabhebung am Geldautomaten bis zu 15%. Manche Restaurants und Geschäfte nehmen den Euro als Zahlungsmittel an, die Wechselkurse sind jedoch meist unter dem der Wechselstuben.