9. Semester in (10/2018 - 12/2018)

Betreuung
3
Lehrveranstaltungen
2
Besuchte Stationen
3
Lebenshaltungskosten
1

Ich empfehle ....

... diese Region
Ja
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
HNO/Auge, Notfall, und Neurologie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Die Kontaktaufnahme mit der Gast-Universität hat sich vor Ankunft quasi sehr schlecht gestaltet und bei Ankunft in Tbilisi war mir immer noch nicht klar, wann und wo und wie mein Semester stattfinden wird. Ich bin quasi ins Blaue hinein eingereist. Man muss aber erwähnen, dass die gesamte Organisation am Ende doch gut und besonders sehr flexibel war. Ich habe zwei Tage vor offiziellem Beginn eine Telefonnummer erhalten, bei welcher ich mich melden sollte. Daraufhin wurde ich am selben Tag von der Vizerektorin der Universität sehr herzlich empfangen und diese hat mit mir mein Semester geplant. Ich konnte meine Wünsche äußern, sie hat sich sehr viel Mühe gegeben und dadurch entpuppte sich das Semester bis zum Schluss doch noch als gut geplant und organisiert, es hätte nur einfach im Vorfeld mehr stattfinden sollen, sodass ich nicht quasi ohne Information nach Georgien hätte reisen müssen. Ebenfalls wurden mir vor Ort zwei Buddys zugeteilt, welche sich um mich kümmern hätten sollen.

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Die Gast-Krankenhäuser unterschieden sich sehr sehr stark voneinander. Im ersten Monat (Tertial Notfallmedizin) war ich quasi ständig auf der Kinderanästhesie (??) untergebracht. Meine dortige Mentorin sprach leider kein Englisch, sondern nur Georgisch, Russisch und Französisch, wodurch sich die Kommunikation absurd darstellte. Dort war ich für das Personal quasi Luft und stand eigentlich nur im Weg rum. Das Auge-Tertial war sehr spannend, eine Professorin war für eine englischsprachige Kleingruppe zuständig und kümmerte sich sehr gut um uns, wir wurden ständig geprüft, wodurch es zwar aufwendig aber dafür auch lehrreich war. Im HNO-Tertial war ich einem HNO-OP zugeteilt und wurde auch dort sehr gut betreut, ich durfte assistieren und lernte viel. Im Neuro-Tertial waren wir wieder eine englischsprachige Kleingruppe mit einer sehr guten Professorin, welche uns viel zeigte und man viel lernen konnte.

Alle Tertiale fanden in anderen Krankenhäusern in der ganzen Stadt statt und unterschieden sich sehr in ihrer Lehrqualität. Selbstständig arbeiten war quasi unmöglich und auch praktische Tätigkeiten durfte man fast nie durchführen, da dies für Medizinstudierende in Georgien nicht vorgesehen ist.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Organisatorisch war es wie schon oben erwähnt ein wenig schwierig zu Beginn, aber dann sehr unkompliziert. Insgesamt konnte ich in Georgien, immer wenn ich was brauchte, einfach am Büro der Vizerektorin klopfen und wurde angehört, also insgesamt gestalteten sich die Hierarchien und bürokratischen Hürden als sehr flach.
Visa benötigt man keines und Direktflüge gibt es entweder sehr günstig nach Kutaissi (3-4h von Tiflis, mit Marschrutka (Kleinbus) problemlos zu erreichen) oder etwas teurer direkt nach Tbilisi (vom Flughafen nimmt man am besten den Stadtbus, welcher alle 30min abfährt, da er umgerechnet ca. 12c kostet). Ich habe mein WG-Zimmer über eine Facebook-Gruppe gefunden, dies ist nicht kompliziert und mit etwas Glück findet man so wie ich sogar vor Abreise schon ein Zimmer. Die Wohnsituation war vergleichbar mit der in Wien sprich eine normale 4er-WG., meine Miete belief sich auf 180€, man kann es in Tbilisi aber auch sehr viel günstiger erwischen wurde mir gesagt, ich weiß nicht wie leicht dies aber ohne Georgisch-Kenntnisse möglich ist. Ich hatte besonderes Glück mit sehr sehr sehr tollen Menschen zusammen zu wohnen, über welche ich auch eigentlich alle meine sozialen Kontakte dort aufbaute und welche hauptverantwortlich dafür waren, dass meine Zeit dort unvergesslich wurde.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Soziokulturell fällt sofort auf, dass viele Menschen in Georgien zunächst eine schüchterne Distanziertheit präsentieren, ähnlich derer in Mitteleuropa, nur um dann, sobald das erste Eis gebrochen war, sehr herzlich und sehr temperamentvoll und offen in Begegnungen schreiten. Es ist leicht möglich, zufällige Freundschaften mit Menschen zu schließen, welche sich auch aufrichtig anfühlen, man fühlt sich eigentlich sofort wohl in der Stadt.
Arbeitstechnisch beginnt der Tag normalerweise um 10:00Uhr (mein Bio-Rhythmus freute sich sehr darüber) und ging dafür aber auch länger (18:00-19:00). Für Studierende aus dem Ausland war bei den Tertialen allerdings spätestens auch um 14:00Uhr wieder Schluss, also hat man viel freie Zeit zur Verfügung. Auch wenn man mal einen Tag Blau machen möchte, um wohin zu fahren, ein längeres Wochenende zu haben oder einfach mal zum Chillen, ist dies überhaupt kein Problem, jeder zeigte Verständnis, dass man ja hauptsächlich nicht zum Arbeiten hergekommen ist. Die Arbeitsmoral an sich war ein bisschen entspannter als in Mitteleuropa, Dinge wurden oft nicht so effizient erledigt, es war ein wenig chaotisch und unübersichtlich, dafür waren alle umso besser gelaunt, weil Menschen einfach weniger gestresst waren.
Die Sprachbarriere war zunächst eine Überwindung, da die meisten Menschen über 35 kaum Englisch sprachen. Die jüngeren Menschen sprachen mal mehr, mal weniger Englisch, einige wenige konnten sogar Deutsch, da dies in manchen Schulen als Fremdsprache gelehrt wird. Ich konnte nach den 3 Monaten ca. 20 Wörter Georgisch und 10 Wörter Russisch und mit Englisch und Deutsch kam ich schon zurecht. Manchmal habe ich es aber als sehr schade empfunden, z.B. mit dem alten Herrn im Park, welcher mich zu einer Partie Schach herausforderte, nicht sprechen zu können haben. Im Nachhinein kann ich Russisch als mögliche Sprache empfehlen (da, seien wir uns ernst, niemand extra dafür Georgisch lernen werden wird), junge Menschen lehnen diese Sprache zwar oft ab um zu signalisieren, dass sie sich Richtung Westeuropa orientieren, aber mit der älteren Bevölkerung, welche kein Englisch spricht, kann man sich quasi immer auf Russisch unterhalten.
Essen= Wahnsinn!!!!

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Fahrts hin! Georgien ist ein wunderschönes, tolles und sicheres Land. Man wird ultra herzlich empfangen, fühlt sich sehr wohl und wenn man die relaxte Art mal selber geschafft hat, anzunehmen, stresst es einen auch nicht mehr, falls mal nicht alles so nach Plan läuft, wie man es sich vorgestellt hat. Die Uni ist sehr kulant und flexibel.
Ich würde trotzdem empfehlen, im SS zu fahren, da ich nur noch einen Monat die einzigartige Landschaft Georgiens genießen konnte, weil es danach in den Bergen zu kalt war, um wandern zu gehen. Auch wurde mir gesagt, dass Tbilisi im Sommer noch lebendiger und noch ausgelassener ist, als es im Winter schon war.
Falls jemand an gutem Nachtleben interessiert ist, kann ich Tbilisi mehr als empfehlen. Rund um Techno-Musik bildet sich in Georgien seit einigen Jahren eine hochpolitische Jugendbewegung, welche sehr viel Identitätspolitik (v.a. LGBTIQA+-Arbeit) betreibt und sich mega an Berlin orientiert. Die Parties sind supercool, machen mega viel Spaß und die ganze Stadt schwimmt quasi auf einer großen Techno-Welle.
Um es kurz zu fassen: Wandern + Techno