Nachhaltige Weihnachten

von Annika Sima mit den Ideen des Referates für Publizistik

Die Festtage stehen an! Damit kommen viele Fragen auf. Zum Beispiel, wie schmücke ich mein Zuhause? Was schenke ich wem? Was gibt’s als Festessen? Vielleicht stellt sich der_die andere aber auch manchmal die Frage: Muss Weihnachten so konsumgesteuert sein, zahlt da nicht unter anderem die Umwelt und damit wir alle voll drauf? Genau deshalb haben wir vom PubRef für diesen Blogpost die Köpfe zusammengesteckt (natürlich nur über Teams und Telegram) und gebrainstormed, wie wir die kommenden Festlichkeiten auch für unseren CO2-Fußabdruck halbwegs vertretbar gestalten können.

Viele der Ideen sind mit frei ausgewählten Links versehen, um einige inspirierende Beispiele gleich on-demand zugänglich zu machen.

Das weihnachtliche Ambiente

Oft schleicht sich die Weihnachtsstimmung mit den vertrauten Klängen ausgelutschter Weihnachtslieder im Radio ein. So richtig exponentiell aber schnellt sie dann in die Höhe, sobald man sich auf die Jagd nach passendem Kitsch begibt, den man sich als Schmuck ins Zimmer stellen oder hängen möchte: Kerzen, Lichterketten, Figürchen aller Art, vielleicht ein Adventkranz oder gar einen Christbaum. Und mit einem weitsichtigeren Blick und gutem Gewissen macht das Ganze gleich mehr Spaß.

Zuerst gilt natürlich: Lieber wiederverwenden anstatt zu verschwenden. Ist noch Schmuck vom letzten Jahr vorhanden? Wenn er dir nicht gefällt, gibt’s die Möglichkeit, ihn vielleicht mit Freund_innen auszutauschen, über Second-Hand-Börsen anzubringen und zu erneuern, oder ihn zur freien Entnahme vor die Wohnungstür zu stellen, vielleicht freut sich ja die alte Dame von nebenan darüber. Wenn es dich aber unüberwindbar nach Neuem giert, bieten sich so tolle Geschäfte mit diversen Nachhaltigkeits-Zertifikaten oder regionalen Produkten an. Kerzen aus Bienenwachs von der Imkerei in der Nachbarschaft, wieder verwendbarer Schmuck aus Stroh, Holz, Papier, Filz oder Recyclingglas, oder Schmuck, der zwar vom anderen Ende der Welt stammt, dafür mit Fairtrade-Siegeln übersäht ist. Bastelst du gerne, so gelingt eine weihnachtliche Atmosphäre leicht mit Tannenreisig und Zapfen aus den umgebenden Wäldern, Zimtstangen und getrockneten Orangenscheiben gespickt mit Gewürznelken. Auch Kerzen können sehr easy mit etwas Zeit aus Kerzenresten selbst gemacht werden.

Bei Lichterketten kann man auf einen niedrigen Energieverbrauch und LED-Lämpchen achten. Damit sie sich am Fensterrahmen von ihrer besten Seite zu den dunklen Tageszeiten zeigen kann, bietet sich eine Zeitschaltuhr an, damit man nicht vergisst, sie abends ein- und tagsüber abzuschalten.

Oh Tannenbaum

Beim Kauf des optimalen Tannenbäumchens tritt man schnell mal ins Fettnäpfchen. Oft werden Bäume von weither importiert, was den Weihnachtsmann mäßig glücklich stimmt, da er mit seinen Rentieren durch die vermehrten Flugzeugkondensationsstreifen brechen muss (zum Glück weist ihm Rudolf den Weg) und auch das Christkind klagt über sein chronisches Asthma, das von der Luftverschmutzung herrührt. Stößt man auf der Christbaum-Suche tatsächlich auf eine regionale Tanne, so ist die oft um sehr viel teurer als ihre importierten Artgenossen. Außerdem die ganzen abfallenden Nadeln, die Brandgefahr bei zunehmender Trockenheit und dann finde ich den Gedanken komisch, Waldstücke für Tannenbaum-Monokulturen zu roden, dann einen gesunden Tannenbaum für Schmuckzwecke zu fällen, um ihn ein paar wenige traurige Wochen beim Trocknen zu beobachten und das teure Stück am Ende nur noch verheizen zu lassen. Soll man da nicht gleich auf einen Baum aus Plastik zurückgreifen? Aber wo bringt man den das restliche Jahr unter? Und wie ist das nochmal mit der Plastikproduktion und anfallendem Plastikmüll…?

Hier finde ich, dass die schönste Lösung ist, sich ein lebendiges Topfpflanzerl zu leisten, das sich bereitwillig schmücken lässt, widerstandsfähig ist und sich auch unter dem Jahr gut in der Wohnung macht. Hat man keine Lust auf einen kleinen pflegeintensiveren Nadelbaum, so eignen sich zum Beispiel genügsame Arten wie Philodendron, Birkenfeigen oder Yuccapalmen dafür. Übrigens gibt es in Wien die Möglichkeit, lebendige eingetopfte Nadelbäume, die in unseren Breiten einheimisch sind, dem Forstamt zu übergeben, die einen geeigneten Platz dafür im Wald finden. Man darf sogar seinen_ihren Schützling beim Einpflanzungsprozess begleiten, kann ihn immer wieder besuchen kommen und sich an seinem Wachstum erfreuen.

Eine schöne Bescherung

Je nachdem wie verplant man ist, hat man die passenden Geschenke schon früher oder später für die Beschenkenswerten parat (wenn man diese Geste überhaupt handhabt). Manchmal stößt jedoch die Kreativität an ihre Grenzen: Was soll ich denn meiner Familie schenken, was meinen Freund_innen? Das tausendste Buch, den zwölftausendsten Socken, eine Fit-Inn-Mitgliedschaft, die man eh nie nutzt? Außerdem limitiert das Budget zusätzlich oft die Umsetzung von Geschenkideen.

Günstig und persönlich bringen selbstgemachte Kleinigkeiten den Kick unter dem Weihnachtsbaum. Zum Beispiel Essbares wie Müsli, Marmelade, Kekse, Tees aus getrockneten sommerlichen Kräutern, Gewürzsalze, süß gebrannte oder pikant geröstete Nüsse. Selbst angesetztes Badesalz und Kosmetik, Bienenwachstücher (das ist dann gleich doppelt gemoppelt) oder die selbstgegossenen Kerzen sind ebenso schnell und hübsch umsetzbar. Second Hand Textilien in gut erhaltener Qualität machen sich ebenfalls schön, wenn ihnen mit Textilfarben eine zusätzliche Persönlichkeit verliehen wird. Die Welt der DIY-Kreativität kennt keine Grenzen, einen inspirierenden Beispielslink findet ihr hier. Das Gute an Selbstgemachtem ist, dass es zwar Zeit in Anspruch nimmt, aber wenn man größere Mengen produziert, hat man gleich mehrere Personen abgedeckt, wodurch sich der Gesamtzeitaufwand verringert.

Wer nach einem Geschenk ohne Kalorien oder Materiellem sucht, kann persönliche Gutscheine für gemeinsames Verbringen von Zeit (insofern dies unter aktuellen Umständen möglich ist) ausstellen. Etwas kostenintensivere aber auch tolle Überlegungen sind Patenschaften bei Naturschutzvereinen zu verschenken, die auf dein Konto laufen. Eine Patenschaft ist sowohl als einmalige Sache für ein Jahr möglich, aber auch verlängerbar und bietet sich als fortlaufendes Geschenk für die kommenden Jahre an (natürlich nur, wenn das für das Gegenüber okay ist), was Nerven bei der zukünftigen Geschenkesuche spart. Abgesehen davon kann man auch einmalige Beträge an Umweltschutz- oder Sozialhilfeeinrichtungen spenden, wie z.B. an Nothilfehäuser oder ein Nutztier in einem Land mit Bedarf an Entwicklungshilfe finanzieren. Ein weiteres interessantes Geschenk ist annähernde Klimaneutralität, indem man den CO2-Fußabruck berechnen lässt und durch Unterstützung gezielter Projekte auszugleichen versucht. Für jede dieser Spenden/Patenschaften erhält man eine Urkunde, die einfach auf den Namen des_der Beschenkten ausgestellt werden kann.

Als Verpackungsmaterial kann man leicht auf Einweg-Produkte verzichten und stattdessen hübsche Stoffreste und Polsterüberzüge verwenden. Vielleicht sogar gleich das Bienenwachstuch? Auch bemaltes Zeitungspapier, Papierreste oder hübsch überklebte Schachteln und verschließbare Dosen kommen gut an. Stoff-, Woll- und Strohbänder sind oft wieder verwendbar und jedes Mal immer noch schön. Eine Falte in einem Stoffband kann sonst ganz leicht ausgebügelt werden.

Das Magengrummeln nachhaltig stillen

Nun stellt sich aber die wohl (zumindest für mich) wichtigste Frage für den Weihnachtsabend: Was kommt auf den Tisch? Wofür auch immer du dich entscheidest, diese Überlegungen freuen sich in allen Fällen über deine Beachtung.

Planung: Damit kann Lebensmittelverschwendung vorgebeugt werden. Wie viel wovon wird ca. benötigt? Kann ich dieses Lebensmittel wirklich brauchen, sind da meine Augen nicht zu groß? Sollte etwas trotzdem übrigbleiben, kann man auch die Restln verwerten. Entweder am Folgetag neu anrichten oder als frisches Gericht zubereiten.

Herkunft: Woher kommen meine Lebensmittel? Wie wurden sie angebaut? Hier bietet es sich auch an, auf die Saisonalität von Obst und Gemüse zu achten. Gibt es tierische Produkte, wie war die Tierhaltung? Hast du eine_n Hersteller_in deines Vertrauens? Auch bei Weihnachtsbäckerei sind Regionalität und gute Qualität der Zutaten nicht verkehrt.

Ein kleines Beispielmenü

Hat man sich entschieden, einmal ein veganes Festessen zu veranstalten, könnte das festliche vegane saisonale und regionale Menü so aussehen:

Als Appetizer oder Zwischengänge glänzen eingelegter Spargel auf Vogerlsalat-Basis mit Basilikum-Karottengrün-Pesto, Rote-Rüben-Tartar, knusprig gebratenem Maisbrot (vielleicht als Sterne ausgestochen) und Hummus-Variationen. Anschließend folgt als Vorspeise eine wärmende Karotten-Ingwer-Suppe.

Im Hauptgang brilliert ein Linsen-Bohnen-Braten mit passender Schwammerl-Soße, dazu Erdäpfel-Pastinaken-Püree mit Trüffelöl, glacierten Kürbisscheiben und gebratenen Zwiebelringen. Als Salate prominieren sanft gedünstete Kohlsprossen mit Sesam, sowie Sellerie- und Schwarzwurzelsalat.

Für den Nachtisch steigen ein mit Zimt, Nüssen und Rosinen gefüllter Bratapfel, der in seinem Saft karamellisiert wurde, oder gedämpfte Birne unter Maroni-Creme mit Bewunderung aus.

(So viel zum Essen. Irgendwie bin ich jetzt hungrig.)

Ein ökologischer Jahreswechsel

Weihnachten ist vorüber, alle erholen sich von den Festlichkeiten, und es gibt gleich den nächsten Anlass, die Bauchspeicheldrüse an ihre Grenzen zu treiben: Silvester.

Raketen, Knaller, Konfetti und Co machen zwar Spaß, aber die Natur nicht froh.
Eine einfache Lösung gibt’s jedoch: Bei Feuerwerken anderer zusehen anstatt sie selbst zu zünden, und anstelle mit Knallern um sich zu werfen kann man sich für einen vergleichbaren Effekt einen Topf auf den Kopf stülpen und mit einem Kochlöffel dagegen schlagen, während man sich ein qualmendes Streichholz unter die Nase hält. Ist auch viel kostengünstiger. Konfetti aus Plastikfolie hat auf Straßen und Wiesen nichts verloren. Wenn man sich bunt berieseln lassen möchte, bitte zu Papierkonfetti greifen oder aus Papierresten und Klopapierschnipseln selbst eines produzieren. (Eignet sich auch hervorragend als Anti-Aggressions-Therapie.)

Das richtige Prickeln für einen gelungenen Start in das hoffentlich bessere Jahr 2021 kommt von einem regionalen Weinhaus. Der Sekt, Champagner, Wein aber auch das spritzige Mineralwasser muss nicht um die halbe Welt gereist sein, um einen vollwertigen Korkenknall mit Perleffekt zu garantieren.

Ist man draußen unterwegs, plädiert die Umwelt mitsamt Flora und Fauna darum, geleerte Gebinde artgerecht in den jeweiligen Recycling-Containern am Heimweg zu entsorgen oder wieder nachhause mitzunehmen. Ähnliches gilt für die benutzten Becher. Sollten sie Einwegprodukte sein, fühlen sie sich in der nächsten Mülltonne um eintausend Prozent wohler als im Straßengraben. Aus Menschlichkeit wollen wir ihnen diesen Wunsch doch erfüllen, nicht? Zu präferieren sind jedoch selbstverständlich Mehrwegbecher.

Auch kann weitere Ressourcenverschwendung vermieden werden, wenn man die Glücksbringer vom vorletzten Jahr reinigt, Makel übermalt, ihnen ein Bussi gibt und sie weiterschenkt. (Es kann übrigens alles mit Überzeugung zu einem Glücksbringer transformiert werden, so auch hübsche Steinchen, von Tieren angeknabberte Haselnüsse, eine getrocknete Blume.) Marzipanfigürchen können ebenfalls relativ einfach selbst gerollt werden, wenn man Geld und Plastikfolie sparen möchte.

Last but not least ist das effektivste Werkzeug für Nachhaltigkeit zu Silvester wohl ein entsprechender Neujahresvorsatz und die Umsetzung davon.

In diesem Sinne genießt die Feiertage und tötet unsere Umwelt nicht! Ganz viel Liebe! 🙂

Abbildungen

Titelbild: Bild von George Dolgikh auf Pixabay
Geschenk: Bild von Anna Larin auf Pixabay

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