Krankenversicherung für Medizinstudierende im Auslandsstudium – Ein Erfahrungsbericht
Von Sebastian Arthofer
Ein Auslandsstudium bietet Medizinstudierenden der MedUni Wien die einmalige Gelegenheit, wertvolle internationale Erfahrungen zu sammeln und ihre medizinischen Kenntnisse durch neue Perspektiven zu erweitern.
Basierend auf meinen eigenen Erfahrungen an der Texas A&M University und der Ohio State University möchte ich praxisnahe Informationen zur Krankenversicherung während eines Auslandsstudiums teilen, um zukünftigen Austauschstudierenden die Planung zu erleichtern.
Ein wichtiger Aspekt, den es bei der Planung zu berücksichtigen gilt, ist die Auswahl einer passenden Krankenversicherung. Es ist essenziell, dass jede Versicherungslösung die grundlegenden Leistungen abdeckt, die während eines Auslandsaufenthaltes erforderlich sein könnten:
- Krankenaufenthalte: Sicherstellen, dass eine stationäre Behandlung abgedeckt ist, sowohl in öffentlichen als auch in privaten Krankenhäusern.
- Arztbesuche: Allgemeine und spezialisierte medizinische Behandlungen sollten problemlos möglich sein.
- Zahnärztliche Behandlungen: Auch eine Abdeckung für akute Zahnschmerzen oder Notfallbehandlungen beim Zahnarzt ist ratsam.
Jede Versicherungslösung sollte daher auf diese Leistungen überprüft werden, um sicherzustellen, dass du im Bedarfsfall optimal abgesichert bist.
1. Nutzung der Österreichischen Gesetzlichen Krankenversicherung (EKVK)
Für Aufenthalte innerhalb der Europäischen Union, des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) oder der Schweiz bietet die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK) auf der Rückseite der E-Card Zugang zur medizinischen Versorgung.
– Vorab prüfen: Es ist entscheidend, vorab zu prüfen, ob die EKVK aktiviert ist, damit deine Leistungen gedeckt sind. Wenn die e-Card auf der Rückseite lauter Sternchen hat, muss sie noch aktiviert werden – mehr Infos dazu gibt es hier bei der ÖGK:
– Abdeckung: Die EKVK deckt in der Regel nur Behandlungen in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen ab. Behandlungen in Privatkliniken oder bei Wahlärzten sind oft nicht inkludiert, und in einigen Ländern können auch Selbstbehalte anfallen. Bei Aufnahme sollte immer gefragt werden, ob es sich um ein öffentliches oder privates Krankenhaus handelt, da letztere immense Kosten verursachen können.
Es lohnt sich daher, vor Reiseantritt genau zu recherchieren, welche medizinischen Standards im Zielland vorherrschen und welche potenziellen Kosten entstehen können. Gerade in Ländern, in denen die öffentliche Gesundheitsversorgung weniger stark ausgebaut ist, kann eine Absicherung über die EKVK lückenhaft sein.
2. Krankenversicherungsangebote der Gastuniversität
Viele Universitäten, besonders außerhalb Europas, bieten spezielle Krankenversicherungspläne für internationale Studierende an. Diese Versicherungen sind oft in den Einschreibungsprozess integriert und bieten unkomplizierten Zugang zu medizinischen Leistungen auf dem Campus oder in bestimmten Partnerkliniken.
Vorteile:
- Ein klarer Vorteil liegt in der einfachen Abwicklung und der direkten Integration in den Universitätsalltag, da keine zusätzlichen Behördenwege notwendig sind.
- Die Prämie ist für Studenten optimiert und meist leistbar.
Nachteile:
- Diese Pläne sind oft auf den Campus beschränkt und bieten außerhalb der Universität nur eingeschränkte Leistungen.
Wer also plant, viel zu reisen oder auch abseits des Campus aktiv zu sein, sollte sich über die genaue Abdeckung informieren.
3. Private Auslandskrankenversicherung
Eine private Auslandskrankenversicherung ist grundsätzlich als sogenannte Fallback-Variante zu betrachten. Innerhalb der Europäischen Union ist die gesetzliche Krankenversicherung über die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK) in der Regel die bessere Wahl. Auch wenn die Gastuniversität ein eigenes Krankenversicherungsangebot hat, ist dieses oft nicht nur günstiger, sondern bietet auch im Leistungsumfang häufig mehr Vorteile.
Eine private Auslandskrankenversicherung kann relativ teuer sein und ist wirklich nur dann sinnvoll, wenn man außerhalb der EU studiert oder wenn kein Angebot der Gastuniversität genutzt werden kann.
Vorteile einer privaten Auslandskrankenversicherung:
- Umfassender Schutz: Diese Versicherungen bieten oft umfassenden Schutz sowohl in öffentlichen als auch in privaten Einrichtungen.
- Rücktransport: Sie können zusätzlich auch den Notfall-Rücktransport nach Österreich abdecken – ein besonders wichtiger Punkt, wenn es um die eigene Sicherheit geht.
Praktische Tipps für die Planung
- Frühzeitige Vorbereitung
Beginne rechtzeitig mit der Recherche nach passenden Versicherungsoptionen. Die Vielzahl an Möglichkeiten kann zu Beginn überwältigend sein, daher lohnt sich eine frühe Planung, um die beste Entscheidung zu treffen. - Individuelle Bedürfnisse prüfen
Überlege, welche Leistungen dir besonders wichtig sind. Brauchst du etwa eine Absicherung für Zahnbehandlungen oder spezielle Leistungen bei Freizeitunfällen? Je besser du deine Bedürfnisse kennst, desto gezielter kannst du eine Versicherung auswählen. - Austausch mit anderen Studierenden
Nutze Erfahrungsberichte von Kommilitonen, die bereits ein Auslandsstudium absolviert haben. Solche Berichte bieten oft wertvolle, praxisnahe Tipps, die dir helfen können, typische Stolpersteine zu vermeiden.
So versicherst du dich am besten
Ein sorgfältig ausgewählter Versicherungsschutz ist essenziell für ein erfolgreiches und sorgenfreies Auslandsstudium. Je nach Region und Situation gibt es unterschiedliche Optionen, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben. Hier eine klare Empfehlung und Rangfolge, wie du vorgehen solltest:
- Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK)
Wenn du innerhalb der Europäischen Union studierst, nutze die österreichische gesetzliche Krankenversicherung über die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK). Sie bietet dir in der Regel ausreichenden Schutz in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. - Krankenversicherungsangebot der Gastuniversität
Für Aufenthalte außerhalb der EU oder wenn du eine umfassendere Abdeckung benötigst, solltest du zuerst prüfen, ob deine Gastuniversität ein Krankenversicherungsangebot hat. Diese Pläne sind oft kostengünstiger und gut auf die Bedürfnisse von Studierenden abgestimmt. - Private Auslandskrankenversicherung
Eine private Auslandskrankenversicherung ist die letzte Variante und sollte nur dann genutzt werden, wenn weder die EKVK noch das Angebot der Gastuniversität ausreichend sind. Diese Versicherung kann relativ teuer sein, bietet jedoch umfassenden Schutz, insbesondere außerhalb der EU.