
10. Semester in (02/2016 - 06/2016)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 4
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- Pädiatrie und Gynäkologie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Beide Tertiale, die ich an der Uni in Kopenhagen absolviert habe, wurden in einem eigens für Austauschstudenten gestalteten Kurs-Paket angeboten. Als Unterrichtssprache war Englisch festgelegt und man wurde entweder der Klinik in Hillerød oder der Klinik in Hvidovre zugeteilt, die jeweils Gruppen von bis zu 12 Studenten betreuten. An der Gastuniversität selbst hatte ich nicht viele Termine wahrzunehmen – lediglich vor Beginn des Tertials Gynäkologie und Geburtshilfe waren zwei Lehrveranstaltungen verpflichtend zu besuchen. Das war einerseits ein Seminar mit einem Psychologen zum Thema ärztlicher Gesprächsführung und anderseits ein Praktikum zur Übung gynäkologischer Untersuchungen und Operationen am Phantom. Die Organisation und Kommunikation von Seiten der Gastuni hätte durchaus besser sein können. Bis kurz vor Antritt meines Erasmus-Aufenthaltes erhielt ich keinerlei Informationen, wann und wo mein Tertial starten würde. Erst nach mehrfacher Nachfrage erhielt ich zwei Tage vor meinem ersten Pflichttermin grundlegende Informationen zum Ablauf und Terminplan. Laut Uni dürfte es ein Problem mit dem E-Mail-Verteiler gegeben haben. Allerdings erhielt ich auch die Informationen zum zweiten Tertial erst knapp vor dessen Start. Die von der Uni ausgewiesene Dauer des jeweiligen Tertials stimmte mit der Dauer des praktischen Teils des Tertials überein. Allerdings findet im Anschluss an das klinische Praktikum eine mündliche Prüfung statt. Auch wenn diese für die Anrechnung der Tertiale in Wien nicht zwingend erforderlich ist, wird erwartet, dass die Prüfung abgelegt wird. Eigentlich wollte ich auch das Tertial Neurologie in Kopenhagen absolvieren. Leider konnte mir bis kurz vor Start meines Erasmus-Aufenthaltes weder eine Zusage noch eine Absage gegeben werden, weswegen ich es dann selbstorgansiert als Freemover vorab in den Ferien absolviert habe.
Es gab ein Mentoring-Programm von Seiten der dänischen Medizinstudenten, für das man sich anmelden konnte. Man bekam dann einen Mentor zugeteilt – die „Qualität“ dieses Mentorings schwankte natürlich in Abhängigkeit vom Engagement bzw. Pflichtbewusstseins des Mentors. Ich persönlich hatte eine sehr nette Mentorin, die auf meine E-Mails immer sehr schnell geantwortet hat und ihr Bestes getan hat, um meine Fragen zu beantworten. Die Betreuung von Seiten des internationalen Büros der Uni Kopenhagen war sehr dürftig. Auf EMails wurde meistens recht schnell geantwortet, aufgrund von Personalrochaden war das Wissen allerdings noch recht spärlich.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Ich war für meine beiden Tertiale dem Krankenhaus in Hillerød zugeteilt. Hillerød ist ein kleiner Ort nördlich von Kopenhagen. Ich habe in Kopenhagen gewohnt und meine Reisedauer hat insgesamt schon fast 1,5 Stunden pro Richtung betragen. Die Fahrtintervalle der S-Bahn waren sehr gut. Tagsüber fuhr alle 10 Minuten ein Zug. Wir waren fünf dänische und vier internationale Studenten in der Gruppe. Der Unterricht sowie die Kommunikation untereinander und mit den Ärzten erfolgte auf Englisch. Das Gespräch mit den Patienten (gemeinsam mit einem lokalen Studenten) meistens auf Dänisch. Beide Kurse dauerten jeweils fünf Wochen. Montag bis Donnerstag war man in der Klinik eingeteilt. An zwei Freitagen pro Tertial wurde ein Case-based Teaching gemeinsam mit den Studenten der internationalen Gruppe des Krankenhauses in Hvidovre abgehalten, die restlichen Freitage waren frei. Anwesenheiten in der Klink waren meistens von 8 bis 15:30 Uhr. Außerdem waren 1-2 Nachtdienste zu absolvieren. Neben dem klinisch praktischen Teil fanden regelmäßig Lectures in der Klinik statt. Das Krankenhaus selbst ist schon ziemlich in die Jahre gekommen (ein Neubau ist aber bereits in Planung). Kleidung bekamen wir von der Klinik gestellt, genauso wie Zugänge zu den Computern, Ausweise, etc. Außerdem wurden Fotos von uns Studenten gemacht, welche an den unterschiedlichen Stationen aufgehängt bzw. auch an die Ärzte verteilt wurden. Gynäkologie und Geburtshilfe: Das gesamte Personal war sehr freundlich und zuvorkommend. Bei der Morgenbesprechung wurde man mit der Person, der man für den Tag zugeteilt war, bekannt gemacht – was vor allem anfangs sehr hilfreich war. Die Ärzte (aber auch Schwerstern und Hebammen) haben ihren „Lehrauftrag“ alle sehr ernst genommen. Sie waren sehr bemüht, interessiert und man wurde gut ins Team integriert. Sehr angenehm empfand ich die flache Hierarchie im Krankenhaus. Den Umgang der Kollegen miteinander und auch uns gegenüber habe ich stets als äußerst freundlich und wertschätzend empfunden. Kinderheilkunde: Nach dem hervorragenden Gyn-Tertial lag die Latte ziemlich hoch – und das Team der Kinderheilkunde konnte das hohe Niveau leider nicht halten. Einzelne Ärzte waren auch hier sehr nett und bemüht, allerdings gab es auch einige, die kein Fan unserer internationalen Gruppe waren. In Besprechungen wurde eher selten Englisch gesprochen und die Lehrfreudigkeit mancher Kollegen war enttäuschend.
Das Tertial Gynäkologie und Geburtshilfe war vom Lerneffekt her wirklich ein Traum. Nach der Morgenbesprechung gab es für uns Studenten meistens noch eine Nachbesprechung, wo wir gemeinsam mit einem Oberarzt Interessantes aus der Morgenbesprechung besprochen und aufgearbeitet haben. Anschließend ging jeder auf seine ihm für den Tag zugewiesene Position. Das war entweder im gynäkologischen OP, Sectio-OP, der Tagesklinik, den Stationen oder in den diversen Ambulanzen. Als internationaler Student war man aufgrund etwaiger Sprachbarrieren weniger in den Ambulanzen eingeteilt. Gleich an meinem ersten Tag durfte ich eine gynäkologische Untersuchung einer Schwangeren sowie einen Vaginalultraschall selbstständig durchführen. Die Ärzte haben mich vorbildlich angeleitet und mir immer ein gutes und sicheres Gefühl gegeben. Sie haben mich selbstständig arbeiten lassen, waren aber da, wenn ich ihre Unterstützung brauchte. Die Stimmung war immer sehr gut und die Atmosphäre angenehm, entspannt und ruhig. Auf der Geburtshilfe konnte man gemeinsam mit der Hebamme eine Geburt betreuen. Außerdem gab es Termine, wo man gemeinsam mit einem dänischen Studenten eine Patientin selbstständig betreute (von der Aufnahme bis zum Entlassungsbrief) und dabei oberärztlich supervidiert wurde.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Offiziell wird ein negativer MRSA-Nasenabstrich verlangt, um Patientenkontakt haben zu dürfen. Für die Rückerstattung der Reisekosten von der Uni braucht man eine dänische CPR-Nummer – diese bekommt man, wenn man sich als EU-resident registriert und einen gültigen Mietvertrag hat.
Ein leistbares Zimmer in Kopenhagen zu finden, ist ein schwieriges Unterfangen. Es gibt zwar ein Housing-Programm von der Uni – das kam für mich aufgrund meiner „kurzen“ Aufenthaltsdauer allerdings nicht in Frage. Man kann die Zimmer ausschließlich ein komplettes Semester lang mieten. Ich habe dann zufällig über drei Ecken ein Minizimmer für die Dauer meines Aufenthaltes mieten können. Es war ein 7m2 Zimmer in einer WG in guter Lage in Kopenhagen.
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Im Krankenhaus wird zu Mittag meist gemeinsam im Besprechungsraum gegessen. Währenddessen finden oft auch Besprechungen oder Kurzvorträge statt. Im Krankenhaus gibt es eine Kantine, viele nehmen allerdings ihr eigenes Jausenbrot als Mittagessen mit! Für Kaffeetrinken ist immer Zeit 😉 Der Umgangston ist generell sehr informell – so gut wie überall wird geduzt. D.h. auch Oberärzte und Patienten werden per du und mit Vornamen angesprochen.
Sprachliche Barrieren gab es eigentlich kaum. Beide Tertiale hatten Englisch als Unterrichtssprache. Die Patienten sprachen natürlich meistens dänisch. Ich habe vor meinem Aufenthalt Sprachkurse besucht und konnte nach einer „Einhörphase“ den Gesprächsinhalt zumindest grob erfassen. Außerdem war immer jemand an meiner Seite, der bei Bedarf übersetzt hat. Ich hätte gerne den Sprachkurs der Uni vor Ort besucht, leider wurde mir das nicht gestattet. Die Anwesenheitszeiten sind sehr strikt geregelt und aufgrund unterschiedlicher Semesterbeginnzeiten hätte ich nur verspätet in den Kurs einsteigen können und das war mein Ausschlussgrund.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Ich kann nur empfehlen, sich möglichst früh um die bürokratischen Angelegenheiten zu kümmern. Diese nehmen – wie so oft – mehr Zeit in Anspruch, als man glaubt. Wenn man z.B. eine Ungdomskort (vergünstigte Reisekarte für die Fahrt von Wohn- zu Studienort) beantragen möchte, können die einzelnen Schritte mitunter Wochen dauern…
Mit der Zeit war das lange Pendeln schon recht ermüdend. In der S-Bahn darf man sein Fahrrad – das dänische Transportmittel schlechthin – gratis mitnehmen, was sich vor allem für Ausflüge anbietet, sofern es Zeit und Wetter zulassen. In Hillerød gibt es nicht unweit von der Klinik ein sehr sehenswertes Schloss mit einem hübschen Garten. Leider verabschiedete sich der dänische Winter erst sehr spät, sodass wir es erst an den letzten Tagen unseres Praktikums zu einer Besichtigungstour geschafft haben. Beide Abteilungen haben ein Social Event für uns organisiert. Es war beide Male ein sehr netter Abend, wo man Zeit hatte sich zu unterhalten und auszutauschen. Mit den Oberärzten von der Gynäkologie und Geburtshilfe waren wir nach der Klinik im Lousiana Museum und anschließend bei einer Kollegin zu Hause Abend essen, was sehr lustig war. Mit den beiden betreuenden Ärzten von der Kinderheilkunde waren wir nach der Klinik im Wald wandern und haben anschließend bei einem Lagerfeuer gemeinsam gekocht.