
10. Semester in (03/2016 - 06/2016)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 1
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- Neurologie, Pädiatrie, und Gynäkologie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Da ich selbst nur an der Klinik war, kann ich die Gastuni nicht so recht beurteilen. Aus den Erzählungen anderer Erasmusstudenten weiß ich, dass die Vorlesungen alle auf Italienisch sind. Die Prüfungen sind mündlich und dessen Schwierigkeitsgrad ist sehr vom Prüfer abhängig. General weiß ich, dass das italienische Medizinstudium eigentlich nur theoretisch ist.
Das italienische Medizinstudium ist rein theoretisch und sogar deren „PJler“ dürfen nur zuschauen. Dafür könnt Ihr euch frei bewegen und einfach dorthin gehen, wo es was Interessantes zu sehen gibt.
Ich glaube meine einzigen praktischen Tätigkeiten waren: Leoporld ́sche Handgriffe fürs CTG und Lunge abhorchen beim Säugling.
Versucht, wenn möglich, mit anderen Studenten zusammen irgendwo hinzugehen, dann könnt ihr euch zwischendurch austauschen.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Das Krankenhaus besteht aus Pavillons und ist sehr alt. Die hygienischen Bedingungen sind nicht wirklich adäquat. Egal auf welcher Station ich war, ich habe keinen einzigen Desinfektionsspender gesehen!
Ich habe mit Gynäkologie begonnen. Vom Chefarzt habe ich eine Art Terminkalender erhalten, damit ich wusste, an welchen Tagen ich wohin am Besten hingehen kann, aber es war nichts verpflichtend. Ich war in der Pränataldiagnostik, Hysteroskopie, Kolposkopie, CTG und OP.
Im OP wird auch nicht immer so sehr auf die Sterilität geachtet. Während einer Operation laufen viele Mitarbeiter, die grad nicht am Tisch stehen ohne Mundschutz herum, trinken auch mal einen Kaffee im Saal oder rauchen E-Zigarette.
Dann war ich auf der Neurologie. Da war ich in einem super Team, v.a. ein Oberarzt hat es ziemlich drauf und liebte es zu erklären. Die Visiten waren immer sehr ausführlich und die Ärzte haben wirklich für die Patienten Zeit genommen. Einen Tag war wir auch in dem Gebäude wo Häftlinge als Patienten liegen, da einer von ihnen ein neurologisches Konsil brauchte.
Die letzen 4 Wochen war ich auf der Pädiatrie. Bari hat eine extra Kinderklinik mit allen möglichen Abteilungen. Da konnte man auch jeden Tag auf eine andere Station gehen. Hier war jeder Tag super, da man echt jeden Tag wirklich interessante Fälle hatte. Von Bandwürmern, Marfan Syndrom, DiGeorge Syndrom bis zu Beta-Thalassämie und und und. Echt spannend.
General gilt: alle sind nett und wenn man italienisch spricht, dann erzählen und erklären sie echt gerne. Am Anfang hatte ich noch meine Schwierigkeiten, aber aller spätestens während des Pädiatrietertials konnte ich eigentlich fast allen Gesprächen folgen und mit den Ärzten über medizinische oder nicht medizinische Belange unterhalten.
Die Arzt/Patienten Beziehung ist auf jeden Fall weniger distanziert, als in Österreich oder Deutschland. Der Umgang ist fast schon familiär und ich hatte eigentlich fast immer das Gefühl, die Patienten vertrauen den Ärzten und Pflegern voll und ganz und fühlen sich gut aufgehoben. Was meiner Meinung nach vor allem der warmen und herzlichen Atmosphäre zu verdanken ist.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
ESN oder White&Red helfen einem bei der Wohnungssuche.
ESN hatte sogar meine Mailadresse von der Gastuni erhalten und hatte mich sogar direkt angeschrieben und mir Hilfe angeboten. Natürlich schreiben die, dass jede Wohnung super ist, aber ist leider nicht so. Manche hatten echt tolle Wohnungen, mit netten italienischen Mitbewohnern oder mit anderen coolen Erasmusstudenten. Andere wiederrum hatte nicht ganz so viel Glück. Ich persönlich wollte unbedingt mit Italienern zusammen wohnen, damit ich mein Italienisch verbessern kann. Dazu muss man sagen, dass viele Italiener übers Wochenende (oder länger) nach Hause fahren. So hatte ich im Endeffekt die Wohnung für mich alleine.
Versucht bei ESN oder White&Red so viele Infos wie möglich über die WG zu bekommen!
Ich benötigte kein Visum und auch keine besonderen Impfungen.
Reisekosten waren nicht gerade wenig, aber ich bin auch viel gereist. 🙂
Sonst gab es keine außergewöhnlich schwierigen Hürden zu meistern.
Codice Fiscale (eine Art Steuernummer) braucht man, meist, wenn man eine Wohnung/Zimmer mieten möchte, und ich glaube auch beim Kauf der Simkarte fürs Handy.
Zu Lebenshaltungskosten:
Wenn ich Wien und Bari vergleiche, dann ist Bari ganz klar günstig. Ich habe mitten in der Stadt gewohnt und habe 250Euro gezahlt. Geht aber auch günstiger, wenn man sich sein Zimmer mit einem anderen Erasmus-Student teilt.
Das Essen ist auch günstig, aber richtig gut. Es gibt genug Läden, die gutes und preiswertes Mittagessen verkaufen und sonst ist Essen gehen günstiger als in Wien, nur das Bier ist fast schon teurer. Aber die meisten Baresen und Wahlbaresen treffen sich draußen (auch wenn es noch kalt ist) und holen sich ein Bier am Kiosk, dann kostet es dann auch nur noch 1 -1,50EUR.
Bari ist im Süden Italiens, ich glaube es ist jedem geläufig, dass der Süden Italiens nicht der reichste Teil ist. Das sieht man vielleicht an den Gebäuden, aber nicht unbedingt den Menschen an.
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Wie bereits erwähnt, ist der Süden nicht gerade reich. Was man den Leuten nicht unbedingt ansieht, denn ich finde man sieht auffallend mehr Menschen die modisch und/ oder elegant gekleidet sind. Ich würde auch behaupten, dass den Italienern gute Lebensmittel und gutes Essen sehr wichtig sind. Gutes Essen und schöne Kleidung das ist denen heilig. Ich hatte auch das Gefühl, die Leute waren kommunikativer und sind sehr gerne in Gesellschaft. Aber ob das alles tiefe Freundschaften sind, kann ich nicht beurteilen.
Zur sprachlichen Situation:
Aufgrund der Sprache hatte ich am Anfang so meine Probleme die Leute zu verstehen. Im Krankenhaus ging es dann irgendwann, da das Italienische dem Latein doch sehr ähnlich ist. Aber hören und lesen ist doch noch ein Unterschied. Aber man hört sich rein und dann geht’s auch mit dem Verstehen. Sprachkurse konnte man machen. Ich habe keinen gemacht, was mich zum Ende hin doch etwas geärgert hat, da ich merkte, wie die Leute, die eine Sprachkurs machten, einfach schneller besser wurden als ist. Also macht am Besten auch einen Sprachkurs vor Ort und nicht nur vorher.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Ich empfehle auf jeden Fall vorab Italienisch zu lernen und es vor Ort weiter auszubauen. Aber bei den ganzen Veranstaltungen vom ESN oder White&Red hat man genug Möglichkeiten mit Italienern in Kontakt zu treten.
Sonst kann ich nur empfehlen so viele Ausflüge in die Umgebung zu machen wie es geht. Bari ist ein super Ausgangspunkt für viele tolle Ziele. Mich haben vor allem Polignano und Matera begeistert. Da würde ich immer wieder hin fahren!! Und auch RyanAir bietet günstige Flüge nach Malta, Sardinien etc.
Wer gerne mal einen Einblick in eine völlig andere (Krankenhaus)Welt bekommen möchte, dem kann ich Bari nur ans Herz legen. Solltet ihr aber eher zur Kategorie Hygienefreaks gehören, dann würde ich eventuell eher woanders hingehen 😉