
9. Semester in (09/2015 - 01/2016)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 3
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- Notfall, Neurologie, und Pädiatrie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Die Universität Bologna gilt als älteste Universität Europas und macht Bologna zu der Stadt, die sie ist. Universitätsgebäude sind über die ganze Stadt verteilt und Studenten aus ganz Italien und Europa kommen an diese Universität.
Die zuständige Erasmuskoordinatorin hat ihr Büro im Krankenhaus und ist nur für Medizinstudenten da. Man muss nur am Anfang und am Ende seine Aufenthaltsbestätigung im Internationalen Büro auf der Uni unterschreiben lassen, ansonsten hat man mit der Uni eher wenig zu tun.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Als Medizinstudent/in kommt man auf die Universitätsklinik Sant’Orsola-Malpighi, die sich zentral ans Stadtzentrum angrenzend befindet und aus verschiedenen Pavillons besteht, die sich über eine ziemlich große Fläche erstrecken.
Mein erstes Tertial war Neurologie und da es keine Station gibt, läuft man mit den Assistenzärzten zu verschiedenen Konsilen. Es war eine gute Gelegenheit, die verschiedenen Häuser kennenzulernen und man ging praktisch immer am Cafe vorbei, wo ein Espresso getrunken wurde. Während man zum nächsten Patienten ging, wurde oft besprochen, worauf man achten muss und was man sich erwartet etc. Außerdem gab es die Möglichkeit, einige Tage im EEG und EMG und den Spezial-Ambulanzen der Professoren zu verbringen.
Das zweite Tertial war Notfall und man ist auf der Notaufnahme (Pronto Soccorso) oder auf einer Art Übergangsstation (Medicina d’Urgenza) und kann sich die Schichten frei einteilen. Ich habe einen Arzt gefunden, der sehr nett war und habe mich die meiste Zeit an seine Schichten gehalten. Es gibt verschiedene Einteilungen nach Schweregraden in der Notaufnahme (rot/gelb/grün/weiß) und man kann sich selbst aussuchen, wo man hingeht.
Das dritte Tertial war Pädiatrie und man ist mit den anderen Studenten auf Station oder in einer extra Notaufnahme für Kinder. Leider waren alle Studenten auf der gleichen Station, obwohl es eine riesige Pädiatrie war, und es waren immer viel zu viele Leute dort. Die italienischen Studenten bleiben nur zur Visite da, die man mit fast 20 Leuten durchführt. Danach hat man noch die Möglichkeit, dort zu bleiben und Kinder zu untersuchen (sofern diese es nochmal mitmachen) und Fragen zu stellen. Die Notaufnahme ist sehr klein und es dürfen max. 2 Studenten dort hin, so dass man sich mit den anderen absprechen muss.
Zum Tätigkeitsbereich:
Grundsätzlich dürfen Studenten in Italien nichts selber machen und observieren nur. Die Assistenzärzte (Specializzandi) machen zunächst die Anamnese und Untersuchung, die dann von einem Facharzt oder Professor meist nochmal durchgeführt und kontrolliert wird. Als Student steht man zunächst einmal daneben und schaut zu, man kann aber selbst die Initiative ergreifen und den Patienten fragen, ob man ihn auch einmal abhören oder abtasten darf etc. Ich bekam auch die Gelegenheit, den ein oder anderen Neurostatus durchzuführen, was von den italienischen Studenten gar bewundert wurde. Es kommt hier auch sehr auf den Arzt an, mit dem man unterwegs ist, ob man auch mal aufgefordert wird, was zu machen oder nicht.
Nichtsdestotrotz war jeder Sekretär, Arzt, Student und Patient, dem ich begegnet bin, überaus freundlich und hilfsbereit. Man konnte jederzeit Fragen stellen und es wurde sich die Zeit genommen, diese zu beantworten.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Für die Aufnahme an der Uni muss man in Medizin ein Sprachzeugnis vorzeigen, was auch Sinn macht, da im Krankenhaus nur Italienisch gesprochen wird.
Die Uni bietet kostenlose Sprachkurse an: einen Intensivkurs für 3 Wochen im September und dann einen längeren Kurs 2x/Woche von Oktober bis Dezember. Da ich im September noch nicht da sein konnte, habe ich den Kurs im Semester gemacht und er war super. Man konnte das Gelernte sofort anwenden und es wurden große Fortschritte gemacht.
Aufgrund der großen Zahl an internationalen Studenten, sind die Leute daran gewöhnt, dass nicht jeder Italienisch spricht. In den Restaurants und bei den Trips kann man sich auch ohne Italienisch verständigen und zwischen den anderen internationalen Studenten wird auch hauptsächlich Englisch gesprochen. Die meisten Italiener sind allerdings nicht fließend in Englisch
Außer dem Sprachkurs, den ich vorher an der Uni Wien absolviert habe, hatte ich keine zusätzlichen Kosten. (80% wurden von der MedUni Wien zurückerstattet.)
Zur Wohnungssituation:
Es gibt diverse Facebook Gruppen für Erasmus in Bologna und es werden viele Anzeigen für Zimmer in diese Gruppen gepostet. Diese Zimmer sind fast immer zentral gelegen und möbliert und werden Jahr für Jahr an Erasmusstudenten vermietet. Die meisten wollen ihr Zimmer allerdings für das ganze Jahr bzw. ein halbes Jahr vermieten und es war schwierig, etwas für nur 3 Monate zu finden, was am Ende aber auch geklappt hat
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Kurz gesagt: La dolce vita! Man kann das Leben in vollen Zügen genießen. Das Essen ist super lecker und die Italiener freundlich und offen.
Bologna ist eine tolle Studentenstadt, die kulturell und gastronomisch einiges zu bieten hat. Es läuft viel auf den Straßen und Plätzen ab und man entdeckt immer wieder neue Ecken. Man kann über Märkte schlendern und Museen besuchen und abends in eine von unzähligen Trattorien oder Bars gehen oder sich einfach zu einem der öffentliche Plätze begeben, wo sich die Leute treffen.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Zum Überleben ist es wohl wichtig zu wissen, dass Verkehrsregeln in Italien generell nichts zu bedeuten haben und es auf den Straßen sehr chaotisch zugeht.
Wie schon vorher erwähnt ist es ratsam, gut italienisch zu sprechen und im Krankenhaus selbst die Initiative zu ergreifen.