10. Semester in (02/2016 - 06/2016)

Betreuung
3
Lehrveranstaltungen
0
Besuchte Stationen
3
Lebenshaltungskosten
3

Ich empfehle ....

... diese Region
Ja
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
Neurologie, Pädiatrie, und Gynäkologie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Insgesamt war alles ein Bisschen chaotisch, was sicherlich aber auch mit der Tatsache geschuldet war, dass ich für Freiburger Verhältnisse mitten im Wintersemester kam und bis ins Sommersemester hinein dortbleiben sollte. Im Vorfeld war es immer wieder schwierig telefonisch zuständige Personen zu erreichen und man bekam des Öfteren Verwirrung stiftende Emails über den Verteiler für Austauschstudenten zugeschickt. Alles in allem hat dann vor Ort aber alles funktioniert. Die Dame in Internationalen Büro des medizinischen Dekanats hatte den vollen Überblick und hat sich mehrfach für das ganze Durcheinander entschuldigt. Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ist eine große Universität mit vielen verschiedenen Fakultäten. Dementsprechend bunt ist das Bild der Studenten der Uni, was aber definitiv als Bereicherung gesehen werden kann. Etwas schade war, dass man als Erasmusstudent die Universitätsbibliothek nicht in vollem Umfang nutzen konnte, was mit Sicherheit den Lerneffekt vergrößert hätte. Schade war auch, dass man seitens der Universität nicht wirklich im Semester integriert wurde. Man war mehr oder weniger Famulant und hatte nur wenig mit anderen Studenten zu tun. Ins studentische Leben wurde ich hauptsächlich über meine WG-Mitbewohner integriert.

Die Betreuung vor Ort muss in die Betreuung durch die Uni Freiburg und das Internationale Büro des medizinischen Dekanats unterteilt werden. In der Univerwaltung in der Sedanstraße 2 schien eine Hand nie zu wissen, was die andere tut und die Informationen waren alle sehr widersprüchlich. Wenn eine Person im Urlaub war, war es außerdem leider nicht möglich an diesbezügliche Informationen zu kommen. Die Betreuung durch Frau Wack im Internationalen Büro des medizinischen Dekanats dagegen war zwar etwas unstrukturiert, aber alles in allem gut. Hier bekam man alle notwenigen Informationen. Am Ende allerdings war Frau Wack unerwartet erkrankt und es war wieder ziemlich kompliziert, bis eine Kollegin das Transkript of Records und die Bescheinigung für den OeAD ausstellen konnte.

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

In der Pädiatrie an der Universitätskinderklinik waren alle sehr bemüht einem etwas beizubringen. Außerdem gab es regelmäßig circa zwei- bis dreimal pro Woche Unterricht für Studenten. Man wurde gerne ins Team auf der Station integriert und auf Wünsche wurde nach Möglichkeit immer eingegangen. In der Gynäkologie am St. Josefskrankenhaus war man ein vollwertiges Mitglied im Team aus Hebammen, Ärzten und Schwestern. Es wurde bereitwillig alles erklärt und alle Fragen wurden ausführlich beantwortet. Meiner Meinung nach, war die Gynäkologie eindeutig das Tertial, in dem ich von allen am meisten gelernt habe. Im Stationsalltag wurden nie unliebsame Aufgaben auf die Studenten übertragen und man hatte nie das Gefühl ausgenutzt zu werden. Gerne wurde auch privat in der Freizeit immer wieder etwas zusammen unternommen und man als Student auch immer eingeladen. In der Neurologie am Neurozentrum der Universitätsklinik war ich persönlich auf der Strokeunit fest eingeteilt und habe daher leider eigentlich auch keine anderen Krankheitsbilder sehen können. Zu Beginn wusste hier auf Station leider nicht einmal irgendwer, dass ich komme. Mir wurde leider weder von den allesamt noch sehr jungen Assistenzärzten noch von unserem Stationsoberarzt etwas erklärt. Stets wurde man nur auf das Vorhandensein von Büchern im Arztzimmer hingewiesen, wenn man versuchte einzelne Patientenfälle zu verstehen. Alle wirkten insgesamt selbst sehr überfordert und überarbeitet. Gerne wurden auch immer alle unangenehmen Aufgaben als meine Aufgaben deklariert. Ich war froh, als die fünf Wochen hier endlich vorbei waren. Gelernt habe ich leider in der Neurologie außer aus Büchern nur sehr wenig.

Die Tätigkeitsbereiche variierten stark in meinen drei Tertialen. Während ich in Neurologie hauptsächlich Blutabnahmen zu erledigen hatte und auf Visite über die klinischen Erscheinungsbilder unterschiedlich lokalisierter Schlaganfälle und Hirnblutungen abgefragt wurde, durfte ich in der Pädiatrie eigene Patienten erstuntersuchen und anschließend diese weiterbetreuen. Dabei standen mir in der Pädiatrie immer alle mit Rat und Tat zur Seite und waren gerne bereit den Patienten auch nochmal mit mir gemeinsam anzuschauen, wenn ich mir unsicher war. Ich durfte stets selber entscheiden, welche Krankheitsbilder ich gerne sehen wollte, und durfte immer bei allen Untersuchungen und Interventionen visitieren. In der Gynäkologie habe ich selbständig präoperative Aufnahme Gespräche und je nach Bedarf auch eine Nierensonographie durchgeführt. Außerdem zählten natürlich Visiten, Blutabnahmen und Zugänge legen zu meinen Aufgaben. Diese nahmen allerdings nur einen kleinen Teil meines Tages in Anspruch. Den wohl größten Teil nahm wohl das Assistieren im OP in Anspruch. Wobei hier immer gerne erklärt und alle meine Fragen bereitwillig und ausführlich erklärt wurden. In der Gynäkologischen Ambulanz durfte ich bei allen Untersuchungen anwesend sein und wurde sogar angerufen, wenn es einen interessanten oder spannenden Fall gab. In der Geburtshilfe waren meine fixen Aufgaben Blutabnahmen, Entlassgespräche und Entlassuntersuchungen auf der Wochenbettstation. Dabei konnte ich mir meine Zeit allerdings meistens relativ frei einteilen. Wenn ich Lust und Zeit hatte, durfte ich immer gerne auch hier mit auf Visite gehen. Für Geburten und Kaiserschnittentbindungen wurde ich stets angerufen und durfte auch immer dabei sein und gerne auch assistieren. Je nach Interesse durfte ich mich auch den Hebammen anschließen. In der Schwangerenbetreuung durfte ich unter Anleitung Ultraschalluntersuchungen durchführen.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Kompliziert war vor allem die organisatorische Kommunikation innerhalb der Universität Freiburg, da anscheinend nie einer wusste, was der Kollege tut. Erst hieß es, man müsse sich Immatrikulieren an der Uni Freiburg, dann wieder doch nicht. Die Immatrikulation hätte circa 400€ gekostet, da man sich sowohl für das Winter- als auch für das Sommersemester hätte immatrikulieren müssen. Es wäre schön gewesen, wenn man hierüber vorher mehr informiert worden wäre. Visa bzw. Impfungen waren keine besonderen nötig.

Freiburg ist eine sehr beliebte Studentenstadt. Dennoch war es kein Problem ein WG-Zimmer zur Zwischenmiete über das Internet zu finden. Die Uni besitzt aber auch Wohnheimplätze für Erasmusstudenten. Ich habe, wie schon gesagt, in einem WG-Zimmer gewohnt. Es hatte ca.12 Quadratmeter, war möbliert und die Wohnung hatte alles, was mach zum Glücklichsein braucht.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Ich bin Deutschmuttersprachler, also gab es hier keinerlei Sprachbarriere.

Insgesamt gesehen, ist Freiburg bzw. Deutschland mit Wien ziemlich gut vergleichbar. Einige Dinge sind etwas günstiger, andere dafür teurer. Das Mietniveau in Freiburg ist mit Wien nahezu ident. Allerdings ist der Wohnungsstandart generell etwas höher als in Wien.

Freiburg ist insgesamt eine sehr offene und interkulturelle Stadt. Der Anteil an Migranten ist wesentlich niedriger als in Wien und die Mehrheit der Bevölkerung gehört ganz klar der Mittelschicht an. Gerne kaufen die Freiburger auf dem Münstermarkt (Grüner Wochenmarkt) und im Biosupermarkt ein und legen dabei sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, wird gerne in der Stadt aufgenommen und ist schnell angekommen. Es gibt ein wunderschönes Studentenleben mit vielen Cafes, Bars, Biergärten, Festivals und Flohmärkten in der Stadt. An der Uni Freiburg organisieren außerdem diverse studentische Gruppen immer wieder Theateraufführungen, Lesungen und andere Veranstaltungen. Es lohnt sich definitiv hier vorbeizuschauen.

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Ruhe bewahren und nicht von seltsamen Emails sofort verrückt machen lassen! Haltet euch an das International Büro den Medizinischen Dekanats (Frau Wack)! Besorgt euch schnellst möglich ein Fahrrad! Fahrt raus aus der Stadt. Im Schwarzwald gibt es viel zu entdecken!

Freiburg ist eine wunderschöne Stadt und die Menschen sind wirklich hilfsbereit und aufgeschlossen. Besonders gut gefallen hat es mir am St. Josefskrankenhaus. Hier habe ich mich total Integriert gefühlt. Der Unisport in Freiburg steht jedem offen und ist daher besonders für Erasmusstudenten eine gute Möglichkeit Kontakte zu knüpfen.