
9. Semester in (11/2018 - 11/2018)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 5
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- HNO/Auge, Psychiatrie, Notfall, und Gynäkologie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Das CHUV und das UNIL sind 2 der drei großen Fakultäten in Lausanne, die beide für die Medizinstudierenden zuständig sind. Das UNIL liegt ein bisschen weiter außerhalb und spielt nach der Anmeldung dort eigentlich keine Rolle mehr während des Gastaufenthaltes. Die verschiedenen Abteilungen dort, die sich allerdings auch mit Angelegenheiten wie Wohnungssuche und Uni-Sport beschäftigen sind mit sehr lieben und hilfsbereiten Personen besetzt und der Campus, der direkt am See gelegen ist, ist der Wahnsinn!
Das CHUV, also das Universitätskrankenhaus, ist recht gut mit dem AKH in Wien vergleichbar, hat leider im Gegensatz zum UNIL keinen Campus und ist aber insgesamt auch sehr gut organisiert und die zuständigen Büros helfen bei Fragen gerne weiter.
Da ich dort als KPJler gehandhabt wurde, sind meine Erfahrungen mit der Uni an sich leider eher beschränkt.
Die Anmeldung und die Einführungsveranstaltung findet man UNIL statt, wo es zwar ziemlich schön ist aber man sonst fast nie wieder hinkommt. Scheinbar gibt es auch eine Einführungsveranstaltung am CHUV, zu der aber die Studierenden aus dem 6. Jahr aus irgendeinem Grund nicht eingeladen werden (was komischerweise auch niemand so richtig plausibel begründen konnte). Vor Ort gibt es sowohl beim CHUV als auch beim UNIL verschieden Büros, die sich hingabevoll mit allen Angelegenheiten beschäftigen (die schweizer Bürokratie ist ein wahres Schmankerl).
Für die Studierenden werden vom xchange Unil sowohl einige Kennenlernveranstaltungen in der ersten Woche als auch zig Ausflüge zu recht guten Preisen in der Zeit danach organisiert. Meistens sind diese auch Fakultäten übergreifend, d.h. man lernt auch ein paar Leute vom UNIL oder EPFL kennen. Speziell für das CHUV gibt es im CHUV gegenüber der Bibliothek ein eigenes Studi-Büro was von den Leuten aus dem jeweiligen 3. Studienjahr geschmissen wir und recht komische Öffnungszeiten hat. Da kann man bei Fragen hingehen oder sich über die verschiedenen Medizin- Partys und Veranstaltungen informieren, wenn man dazu Laune hat.
Insgesamt war es für mich am Anfang ein bisschen schwierig den ganzen Dschungel aus unterschiedlichen Büros zu durchblicken aber die meisten Leute sind sehr, sehr hilfsbereit und mit ein bisschen fragen landet man irgendwann immer bei der richtigen Stelle.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Das CHUV ist vom Aufbau her sehr gut mit dem AKH vergleichbar, nur um einiges fescher (zumindest von innen). Es gibt den normalen Krankenhausbetrieb und einen Teil in dem die Hörsäle und verschiedene Lernecken sind.
Die Mensa lockt mit ziemlich gutem Essen, was für schweizer Preisverhältnisse zwar noch moderat ist aber mehr als 1-2x pro Woche vom Budget her bei mir nicht drinnen war.
Die Tertiale waren von der Erfahrung her recht unterschiedlich. Als Studierender aus Wien wird man in Lausanne ins 6. Studienjahr hochgestuft und absolviert dann dort eigentlich das KPJ. Je nach Station und diensthabenden ÄrztInnen kann man dann mehr oder weniger machen und bei Operationen assistieren oder selbst PatientInnen betreuen. Das CHUV ist insgesamt ziemlich gut ausgestattet und hat vor allem im OP ein paar fancy Sachen stehen, die man nicht überall findet.
Leider sind die Arbeitszeiten in Lausanne und die Arbeitsmoral das ziemliche Gegenteil, was man sich von einem unbeschwerten Auslandssemester erwartet und es war sehr oft so, dass obwohl rein gar nichts zu tun war darauf bestanden wurde, dass man bis zum Ende blieb.
Je nach Tertial war das von 07h00/08h00 bis 17h00/18h00 obwohl man theoretisch schon ab 14h00 nichts mehr zu tun gehabt hätte. Dabei war der Dienst auf den Ambulanzen meistens natürlich noch ein wenig besser, weil dort auch nachmittags zumindest teilweise noch was los war. Teilweise gab es natürlich auch das Gegenteil, d.h. es gab durchgehend etwas zu tun und es wurde auch erwartet, dass man ebenfalls bis 20h00 oder länger blieb. Dabei waren die meistens Ärztinnen und Ärzte jedoch eigentlich fast alle ein echt netter Haufen und vor allem auf der Geburtshilfe, Anästhesie und der Psychiatrie in St Martin waren ein paar wahnsinnig liebe Leute dabei.
In Folge der langen Arbeitszeiten auf den Stationen mit maximal 2 weiteren Studierenden ist es leider auch ziemlich schwierig neue Leute kennen zu lernen, weil man eigentlich des ganzen Tag im KH am hackeln ist, dann ziemlich fertig nach Hause kommt und auf Grund der echt fetzigen Preise (nach Hause Döner 12 Franken) eigentlich nicht umhin kommt sich immer selbst was zu kochen. Dabei kommt es natürlich immer auf die Wohnsituation an und was man nebenher noch für andere Aktivitäten macht (Unisport etc)
Je nach Tertial konnte man sich entscheiden, ob man eher auf der Ambulanz oder auf der Station arbeiten wollte bzw. es wurde rotiert. Während des HNO – Tertials war ich durchgehend in der Ambulanz, weil die Station eine extrem fade Geschichte war. In der Ambulanz haben der andere Studierende und ich dann ab der 2. Woche immer wieder selbst PatientInnen zugeteilt bekommen, die wir untersuchen und statuieren konnten, um sie danach bei den ÄrztInnen vorzustellen und den/die PatientIn noch einmal zusammen anzuschauen.
Im OP durfte man bei teilweise assistieren und wenn die Laune bei den ChirurgInnen prächtig war auch die ein oder andere Naht setzen.
Auf der Suchthilfe- Tagesklinik- Psychiatrie in St- Martin durfte man bei den verschiedenen Gesprächen nur mitkommen und sich beteiligen aber kein eigenes Gespräch führen, weil die PatientInnen hier meist lange in Behandlung sind und das Verhältnis zu einer der dort fest arbeitenden Personen aufgebaut werden soll. Zwar hat man auch so auf der emotionalen Ebene schon einiges zu verarbeiten gehabt und gelernt und das Team bestand hier aus wahnsinnig lieben Leuten; um jedoch selbst praktische Erfahrung zu sammeln, war es dort eher ungeeignet.
In der Anästhesie durfte man leider eher wenig selbst machen und Intubieren und Arterienzugänge legen waren eine ziemlich rare Angelegenheit.
Auf der Gynäkologie bzw. der Geburtshilfe- Station ging dafür wieder richtig die Post ab und man wurde vor allem im Kreissaal eigentlich bei allen Tätigkeiten mit eingeschlossen.
Sowohl normale Geburtenüberwachung als auch bei den diversen Kaiserschnitten assistieren hat auf mich mächtig Eindruck gemacht und ziemlich viel Spaß gemacht.
Falls dort mal nichts zu tun war konnte man auch ohne Probleme runter in die gynäkologische Ambulanz zischen und dort im Stil von der HNO selbst Patientinnen anschauen und anschließend vorstellen.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Insgesamt ist das ganze Anmeldungs- und Ankomm-Procedere in der Schweiz recht gut überschaubar.
Wichtig ist:
– Innerhalb der ersten 10 Tage zu Meldeamt gehen (Meldung kostet 30 Franken und die Bearbeitung dauert ewig)
– Für die Arbeit am CHUV und für das Stipendium brauch ihr ein Konto, also das auch schnellstmöglich machen.
– Als Bescheinigung, dass ich bereits krankenversichert bin, hat eine Kopie von meiner Ecard gereicht. Falls das nicht mehr gehen sollte, muss ein Formular von eurer Krankenkasse ausgefüllt werden, das bestätigt, dass sie den Auslandsschutz für euch übernimmt.
– Die Impfempfehlungen bzw. Vorschriften sind ident mit denen in Wien.
Eine Wohnung in Lausanne zu finden ist ein ziemlicher Horror. Es gibt einige Wohnheime, die zu den Fakultäten gehören, allerdings muss man sich bei diesen ein halbes Jahr vorher anmelden und umständliche Registrierungsphasen durchlaufen und dann immer noch viel Glück haben, dass man einen Platz bekommt. Eines der Wohnheime ist allerdings direkt neben dem CHUV (Falaises) und preislich so bei 500 Franken pro Zimmer, was für Lausanne Verhältnisse in ziemliches Schnäppchen ist.
Vom UNIL werden ansonsten täglich neue Wohnungsannoncen herumgeschickt, wenn man sich dafür anmeldet. Die sind allerdings extrem simpel gehalten und bestehen aus wenigen Angaben ohne Fotos und wenn man sich dann mit den Personen einen Termin ausgemacht hat kann man sich sicher sein, dass sich bestimmt auch schon 30 andere Personen gemeldet haben. Also auch eine ziemlich schwierige Geschichte.
Ich war 1 1⁄2 Monate vor meinem Start am CHUV da und eine Woche auf Wohnungssuche und habe trotz ca. 13 besuchten Wohnungen am Ende nichts in der Hand gehabt (teilweise weil zu viele andere BewerberInnen, teilweise will totale Bruchbuden, teilweise weil preislich auf einmal viel höher als vorher angegeben).
Ich habe mir dann viel Mühe beim Gestalten einer eigenen Annonce gegeben und diese an den ganzen Unis ans schwarze Brett gehängt und hatte das Glück, dass sich jemand gemeldet hat und ich im Endeffekt in eine feinen WG gelandet bin.
Aber um bei der Wohnungssuche sicher zu gehen und vor allem etwas halbwegs Preiswertes zu haben gilt: So früh es geht, am bestens sofort nach der Erasmus-Zusage, die Anmeldungen bei den Wohnheimen machen.
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Leider hatte ich auf Grund des ziemlich straffen Arbeitsalltags nicht sehr viel Zeit (und auch nicht das Geld) großartig die Schweiz zu erkunden.
Aber generell gibt es natürlich exotischere Länder als die Schweiz;) Deshalb war der Kulturschock eher gering und bis auf die klischeehafte Zuneigung zu Käse (selbst im Hofer gibt es eine sehr imposante Käseauswahl) und Fondue, Bürokratie und Arbeitsmoral gibt es eigentlich wenige Besonderheiten zu berichten.
An kulturellen Veranstaltungen geht in Lausanne allerdings die Post ab! Vor allem Musikkonzerte aber auch zahlreiche Museen und der See haben einiges zu bieten.
Was ich in Lausanne allerdings sehr angenehm fand, ist, dass die Bevölkerung dort am unteren Zipfel der Schweiz ziemlich gemischt ist. Die dort lebenden Menschen sind ein bunter Haufen aus SchweizerInnen, Franzosen/Französinnen, ItalienerInnen und Deutschen und sind bestimmt ein wichtiger Grund für die Energie der Stadt.
Es wird vom CHUV aus ein kostenloser Sprachkurs angeboten, den ich allerdings nicht besucht habe. Ansonsten war ich mit meinem B1 – Französisch aber recht gut aufgehoben und nach 1-2 Wochen Startzeit hat man sich ziemlich gut eingehört.
Und falls es mal Kommunikationsschwierigkeiten gab konnte man sich mit ein bisschen Deutsch und Englisch im Notfall auch immer recht gut durchmogeln.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Überlebenstipps:
– Früh nach einer Wohnung suchen und sich auch ein bisschen im Umkreis von Lausanne
(Morges etc.) nach etwas umschauen.
Ein guter Tipp sind dafür auch die facebook Gruppen. Die bekannteste ist: “LAUSANNE à louer -bouche à oreille”
– Hofer/Aldi ist der günstigste Supermarkt und auch gar nicht so weit weg vom CHUV
– Im MitarbeiterInnenrestaurant im CHUV gibt’s Mikrowellen. Also wenn das Geld mal
knapp ist, kann man sich entspannt was von zu Hause mitnehmen und dort wieder warm
machen.
– In Lausanne ist echt einiges los! Lest euch die Poster an den Straßen durch oder schaut in
die Cafés etc., ich bin mit ein bisschen Suchen auf einige echt feine Sachen gestoßen, die
größtenteils sogar kostenlos waren
– Die Gegend um Lausanne ist ziemlich schön. Vor allem durch die Wälder im Norden zu
spazieren oder den See entlang zu schlendern ist top! Am See gibt’s übrigens auch
kostenlose Grillstationen.
– Jeden ersten Freitag im Monat gibt’s auf dem Place de la Riponne einen wahnsinnig coolen
Flohmarkt wo man mit ein bissl Glück ein paar richtige Schmankerl erstehen kann.
– Informiert euch vorher noch einmal genau, wo ihr ein Konto eröffnet. Bei manchen fallen
nämlich Kontogebühren an. Die Postbank hat auf jeden Fall einen Bankomaten im CHUV
(man kann nur bei seiner Bank kostenfrei abheben)
– Ein paar Cafe- Tipps: Cafe de Grancy, La Couronne d’Or, Le Barbar (die beste heiße Schoki
meines Lebens)
Ich bin mit dem Ziel/ der Erwartung in die Schweiz gegangen, besser französisch zu lernen und dabei ein frohgemutes, lockeres Erasmussemester in einer recht netten, aber eher unspektakulären Stadt zu haben.
Im Endeffekt war das Ganze eher umgekehrt und Lausanne hat sich als wahninnig coole, junge und pulsierende Stadt mit sehr, sehr lieben Menschen herausgestellt, nur hatte ich leider nur wenig Zeit darin so richtig einzutauchen, weil mich die Arbeit am CHUV sowohl kräftemäßig als auch zeitmäßig ziemlich absorbiert hat.
Ich habe zwar mein Französisch um einiges pimpen können, aber hätte gerne viel mehr Zeit gehabt in die Stadt einzutauchen (denn wenn man jeden Tag erst um 6/halb 7 nach Hause kommt, sich dann aufgrund der saftigen essenspreise notgedrungen selbst was kochen muss und am nächsten Morgen wieder um 6 Uhr raus muss, dann bleibt für die Abendgestaltung nicht mehr so üppig viel Zeit)
Natürlich spielt dabei auch der Freundes- bzw. Bekanntenkreis eine große Rolle aber der leidet natürlich auch ein bissl darunter, wenn man den ganzen Tag im Krankenhaus ohne andere Studis verbringt. Auch deshalb ist das frühe Bewerben bei einem von den Wohnheimen mit Sicherheit eine schlaue Sache, weil man dort zwangsläufig immer von anderen kontaktfreudigen Studis umgeben ist.