9. Semester in (10/2015 - 02/2016)

Betreuung
5
Lehrveranstaltungen
0
Besuchte Stationen
4
Lebenshaltungskosten
1

Ich empfehle ....

... diese Region
Ja
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
HNO/Auge, Notfall, Neurologie, und Gynäkologie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Die Kommunikation vor Ort verlief problemlos, die Koordinatorin Frau Daoudaki ist eigens nur für die
Schweizer und Österreichischen Studenten zuständig und hat somit immer Zeit für eure Anliegen. Des
Weiteren bietet die Universität 3 mal am Tag gratis Essen in der Mensa an, die Monatskarte für den Bus
wird Studenten verbilligt angeboten (15€). Außerdem kann man sämtliche Einrichtungen des
Sportstadions der Universität (Fussballplatz, Fitnessstudio, Schwimmbad, etc.), mit zahlreichen Kursen
für nur einmalig 10€ im Jahr besuchen. Den Studenten werden somit viele Ermäßigungen geboten.
Die Gebäude an sich sind leider nicht die neuesten und bedürften einer Renovierung, aber nach ein paar Tagen gewöhnt man sich an die zahlreichen Graffitis und brüchigen Mauern. Die Leute an der Uni sind viele Erasmus Studenten gewöhnt, welche kein Griechisch sprechen und helfen einem sehr gerne
in jeder Situation weiter.
Abgesehen davon, hat man von der Universität einen Wahnsinns-Ausblick aufs Meer 😉 Die Betreuung vor Ort war sehr gut. Das ESN Team spielt dort eine sehr große Rolle, nicht Umsonst wurde Thessaloniki auch zur Erasmus City of 2014 gekürt. Wöchentlich gibt es mehrere Aktionen (Movie Nights, Tandems, Reisen), was es natürlich sehr leicht machte Kontakte mit den anderen
Studenten zu knüpfen. Es wird einem auch ein Buddy zur Verfügung gestellt, welcher einem durchmden anfangs etwas unübersichtlichen (griechischen) Unialltag hilft. Die Betreuung durch die Koordinatorin war wie anfangs erwähnt ebenfalls sehr gut. Falls ein Problem auftauchte, wurden schnell ein paar Telefonate erledigt und man hatte recht schnell die Lösung parat.

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Wer ein Krankenhaus nach mitteleuropäischem Standard sucht, ist in Thessaloniki leider fehl am Platz. Durch die aktuelle Krise fehlen dem Land einfach die nötigen Mittel. Es gibt zwar ein neues, modernes Krankenhaus etwas außerhalb der Stadt (Papageorgiou, ca. 45min mit dem Bus), meine Tertiale fanden aber alle in den Krankenhäusern im Zentrum statt. Neurologie, HNO und
Notfallmedizin fanden im Krankenhaus AHEPA statt, welches sich mitten im Campus befindet. Es ist von den zentralen Krankenhäusern das modernste und wird hauptsächlich für universitäre Zwecke
verwendet. In Neurologie nahm ich normal am Unterricht mit den griechischen Studenten teil (Kleingruppen zu 7 Personen), der Unterricht wurde aber extra wegen mir auf Englisch geführt (was
die Hilfsbereitschaft der Griechen sehr wiederspiegelt). In den anderen Tertialen wurde ich einem Arzt zugeteilt (die Fachärzte dort sprechen im Allgemeinen immer sehr gutes Englisch). Gynäkologie fand im Krankenhaus IPPOKRATIO statt. Es ist das älteste Krankenhaus der Stadt mit dem
Schwerpunkt auf Gynäkologie. Auch dort wurde ich einem Arzt zugeteilt, der sogar fließend Deutsch sprach und es sehr genoss mit mir seinen Wortschatz wieder aufzufrischen. Ein gutes Maß
an Eigeninitiative ist von Vorteil, ansonsten wird der klinische Alltag aufgrund der sprachlichen Barriere etwas anstrengend. Aber wie gesagt, meine zuständigen Ärzte sprachen alle sehr gutes
Englisch und waren immer gewollt mir etwa zu erklären/übersetzen. Den Großteil der
Notfallmedizin verbrachte ich auf der Anästhesie und konnte mir dann immer nach der Einleitung die OPs ansehen (HNO, Auge, Angio, Gastro und Neurochirurgie). Der Erste Hilfe Teil des Tertials
wurde in geblockten Nachmittagen durchgemacht. Bei HNO und Gynäkologie konnte man immer frei zwischen Station, OP und Ambulanz wählen, sodass man sich immer die guten Fälle für den Tag raussuchen konnte.Die Neurologie war in 2 Einheiten unterteilt, die ersten beiden Stunden untersuchte man mit einem
Mitstudenten die Patienten am Bett und stellte sie dann dem Oberarzt anschließend vor und
besprach den Fall. Nach der Pause gab es dann 2h Unterricht, der wie gesagt auf Englisch stattfand.
Es gab somit immer viel Zeit den Neurostatus zu üben. In der Notfallmedizin war ich hauptsächlich auf der Anästhesie tätig. Wenn man sich engagiert darf man dann auch öfters intubieren und
arterielle Zugänge legen und lernt somit viel dazu. Der Rest des Tages bestand meist darin, sich der OP selbst zu widmen, wobei man auch zwischen den OP’s frei herumgehen konnte.
In der Gynäkologie gab es immer 3 OP-Tage, einen Ambulanz-Tag und einen Stationstag. Steril am
Tisch stehen war leider bis auf wenigen Ausnahmen selten drin. Am meisten lernte ich in der
Ambulanz, da es dort eine hohe Frequenz an Patienten und Krankheitsfällen gab. Das
Anamnesegespräch war immer griechisch mit anschließender Übersetzung, die Untersuchung
danach durfte man meist unter Beisein des Facharztes selbst durchführen. In HNO gab es täglich Operationen und Ambulanzdienst, man konnte sich somit frei aussuchen, wo man sein möchte.
Freitags gab es immer die Cochlear-Implantat Ambulanz, in der man zusehen konnte, wie die einzelnen Programme für die Implantate eingestellt werden. Steril am Tisch stehen war auch hier
leider selten drin, aber bei den ganzen Laser-OPs konnte man gut im Bildschirm zusehen.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Einzige organisatorische Hürde ist die Anmeldung im griechischen Uni-System und die Beantragung des Studienausweißes (PASO), da die Homepage in Griechisch ist. Ansonsten verlief alles reibungslos. Visa und Impfungen werden nicht verlangt. Es ist ein eigener Mantel mitzunehmen, dieser wird von den Krankenhäusern nicht zur Verfügung gestellt. Da die Stadt im Sommer voll mit Studenten ist, ist es nicht schwierig sich eine WG mit anderen Erasmus-Studenten zu suchen. Der Sommer in Griechenland kann leider sehr heiß werden und viele der WGs hatten keine Klimaanlage, aber ab September/Oktober war auch das Klima in der
Wohnung zu ertragen. Es empfiehlt sich, sich eine Wohnung im Zentrum (Umkreis Kamara) zu suchen, da man von dort alles problemlos zu Fuß erreichen kann.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Das Leben der Griechen findet hauptsächlich auf der Straße statt. Den ganzen Tag kann man die Leute in Restaurants und Kaffees beobachten. Für Mitteleuropäer etwas gewöhnungsbedürftig ist
der langsame Rhythmus der Stadt. Die Einwohner lassen sich eben nicht aus der Ruhe bringen und dann dauert alles eben 2-3 mal länger als in Österreich. Die Verkehrssituation in Griechenland ist leider sehr chaotisch. Da kaum Polizei vorhanden ist, wird den Verkehrsregeln nicht besonders viel Beachtung geschenkt. Da passiert es schon öfters, das mal eine rote Ampel nicht beachtet wird, daher aufpassen!
Aufgrund der Krise kommt es leider im Wochentakt zu Demonstrationen und Streiks, es kann also leicht passieren, dass einmal keine Busse oder Taxis fahren. Daher empfiehlt es sich im Zentrum zu wohnen, somit macht einem das wenig aus. Sprachliche Barrieren waren natürlich vorhanden, aber die Griechen waren mit Ihrer
Gastfreundschaft immer bereit zu helfen. Und falls einer mal kein Englisch sprach, einfach den nächsten Fragen. Man kommt immer an sein Ziel. Sprachkurse werden von der Universität angeboten, generell muss man jedoch sagen, dass die Sprache äußerst kompliziert ist und die 3-4 Monate keineswegs ausreichen, um danach ein einfaches Gespräch führen zu können. Dadurch, dass man die meiste Zeit mit Erasmus-Studenten unterwegs ist, wird griechisch aber selten
benötigt.

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Holt euch unbedingt einen Buddy des ESN, der euch anfangs mit der Anmeldung an der Uni hilft.
Man muss sich nämlich dafür einen Handyvertrag besorgen, und anschließend eine OnlineAnmeldung ausfüllen, welche nur in Griechisch geführt wird. Durch die ESN-Community baut man sich ziemlich schnell einen Freundeskreis auf, mit dem man dann an den Wochenenden viele Reisen durch das Land unternehmen kann, welche im Allgemeinen sehr billig sind. Lasst euch nicht von den
Fassaden und streunenden Tieren irritieren, man gewöhnt sich ziemlich schnell an diese Umstände und kann sich dann auf die wahren Schätze der Stadt konzentrieren. In Griechenland lernt man wirklich das Leben zu genießen. Auch das Fachliche kam dabei nicht zu
kurz, auch wenn es hin und wieder durch die Sprache etwas schwieriger war.
Falls ihr weitere Fragen an mich habt, könnt ihr mich unter untenstehender Email erreichen.