9. Semester in (12/2018 - 12/2018)

Betreuung
1
Lehrveranstaltungen
3
Besuchte Stationen
3
Lebenshaltungskosten
2

Ich empfehle ....

... diese Region
Ja
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
HNO/Auge, Neurologie, und Pädiatrie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Die medizinische Fakultät in Valencia ist keine eigene Uni, sondern gehört zur Universidad de Valencia. Sie befindet sich aber in einem eigenen Gebäude, das 2010 neu gebaut wurde, ist also ziemlich schön, modern, groß und alles in allem ein wirklich tolles Gebäude. Und auch noch relativ zentral und gut erreichbar, am Blasco Ibanez. Es gibt ein Austauschbüro, ein bisschen kleiner als in Wien, Chef ist ein gewisser Fernando, der ganz nett ist. Es gibt eine Infoveranstaltung Anfang September, da erfährt man nichts Bahnbrechendes aber hingehen sollte man trotzdem. Pro Semester sind an die 100 Austauschstudenten an der medizinischen Fakultät, ziemlich viele also, was aber mehr Vor- als Nachteile hat, weil dann die Professoren an ausländische Studenten gewöhnt sind. Die Seminare auf der Uni sind meistens sehr gut, weil nur ca. 30 Studenten pro Saal anwesend sind, sie sind also sehr persönlich und man kann gut Fragen stellen. Allerdings sind alle Vorlesungen und Seminare auf Spanisch, auch wenn im Stundenplan Englisch steht. Wobei einmal hat ein Professor ein Seminar auf Englisch abgehalten.

Es gibt ein ESN-Team Valencia und die organisieren enorm viele Aktivitäten. Die fangen schon in der letzten Augustwoche mit Willkommensveranstaltungen an und das zieht sich durchs ganze Semester. Diverse Aktivitäten wie Paellakochkurse, Bootparty, Pubcrawl, Kinoabende, Sprachtandems, gemeinsames Joggen gibt’s fast wöchentlich. Dazu noch einige Kurzreisen nach Madrid, Barcelona, Granada, Marokko, Portugal usw. Wirklich unglaublich viel Programm, man kann gar nicht alles mitmachen weil es so viel ist. Außerdem werden von der Uni noch Eintagestrips in die nähere Umgebung von Valencia angeboten. Auch zu empfehlen!

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Es gibt 5 verschiedene Unikliniken, auf ganz Valencia verteilt. Direkt neben der Fakultät ist die primäre Uniklinik (wie bei uns das Akh), die anderen sind teilweise etwas weiter entfernt, aber eigentlich alle mit dem Rad erreichbar. Die Krankenhäuser sind in Ordnung und die Ärzte nehmen sich um einen an. Etwas schade ist, dass die Praktika zeitlich nur ein Bruchteil dessen sind, was in Wien vorgesehen ist. Z.B. in Neurologie waren es fünf Tage zu je vier Stunden, also insgesamt zwanzig Stunden, was dann Probleme beim Anrechnen in Wien ergab. Der Schwerpunkt ist also mehr auf Seminare als auf Praktika gelegt. Jedenfalls musste ich dann von Wien aus extra Praktika machen, weil die regulären einfach zu wenig waren. Das war aber sehr kompliziert und die Koordinatoren hatten keine Freude mit uns. Schlussendlich klappte aber alles und in den zusätzlichen Praktika habe ich sogar am meisten gelernt. Man muss aber festhalten, dass Valencia
keine Erasmusstudenten in ihren 6. Jahrgang mehr einteilen. Deshalb passen die beiden Curricula nicht wirklich zusammen. Valencia hatte zu wenig Praktika für uns und wollte, dass wir die Prüfungen absolvieren. Wien wollte mehr Praktika und sagte, wir brauchen keine Prüfungen machen. Es war also zwischenzeitlich denkbar schwierig, das ganze über die Bühne zu bringen.

80% der Zeit hab ich mit zusehen und zuhören verbracht. Da man aber sowieso erst mal ins Spanisch hineinkommen muss, war es auch ganz interessant, einfach daneben zu stehen und Patientengespräche auf Spanisch zu verfolgen. Verglichen also mit den Praktika in Wien, habe ich medizinisch schon deutlich weniger gelernt, dafür aber sprachlich viel gelernt. Weil eigentlich war ich mindestens die erste Hälfte des Semesters damit beschäftigt, die ganzen Fachausdrücke auf Spanisch zu verstehen, und erst gegen ende konnte ich medizinisch was mitnehmen. Meistens liefen die Praktika so ab, dass man einem Arzt zugeteilt wird, und den dann 3 Stunden lang begleitet. Die meisten waren recht nett und haben versucht, einem viel zu erklären. In den Praktika waren wir meist drei Studenten auf einer Station. Am schlechtesten war Neuro, da durfte ich eigentlich gar nichts machen. Pädiatrie war gut, da durfte ich bei einigen Geburten dabei sein und Neugeborene untersuchen. Ophthalmologie auch, da durfte ich kleinere praktische Tätigkeiten wie Augendruck messen, Sehschärfe bestimmen, Augen eintropfen und Augenuntersuchungen durchführen. Wie überall ist es sehr abhängig vom jeweiligen Arzt. In den OP durfte ich auch ein paar mal.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Es gibt sehr, sehr viele günstige Studentenwohnungen in Valencia. Es ist also eigentlich kein Problem ein Zimmer zu finden. Das meiste sind WGs. Studentenheime sind eher für Erstsemestrige gedacht und doppelt so teuer wie Wohnungen. Einzelwohnungen sind nicht so leicht zu finden. Man sollte aber nicht zu spät erst nach Valencia kommen, um mit der Wohnungssuche anzufangen. Weil dann könnte es ein bisschen knapp werden bzw. bekommt man dann nur mehr noch weiter draußen etwas. Ich empfehle in den letzten Augusttagen hinzufliegen. Ich habe in einer Vierer-WG gewohnt, die ich über helloflatmate.com gefunden habe. Die sind echt nett dort und speziell auf Erasmusleute spezialisiert.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Was mir sehr schnell aufgefallen ist, ist dass die Valencianer extrem freundlich sind. Sie lächeln viel, reden dich bei deinem Vornamen an und du darfst sogar Primare duzen. Sie sind sehr offen und scheuen keinen Körperkontakt, also nicht wundern, wenn man öfters die Hand auf die Schulter gelegt bekommt. Die Jugendarbeitslosigkeit ist deutlich höher als bei uns, auch bei Akademikern. Viele Studenten wohnen bei ihren Eltern. Ein praktischer Hinweis: Konsum von alkoholischen Getränken im Freien ist verboten.

Es gibt in der Provinz Valencia eine eigene Sprache, die Valenciano heißt und dem Catalan sehr ähnlich ist. Sie ist sehr schwierig zu verstehen, wird aber in Valencia nur sehr selten verwendet. Es ist eher eine Sprache der Landbevölkerung. Trotzdem ist die Homepage der Uni z.B auf Valenciano, man kann sie aber auf Castellano umstellen. Es gibt das sogenannte Centre d´Idiomes, wo viele günstige Sprachkurse angeboten werden. Ein Semester lang vier Stunden wöchentlich Spanisch kostet 60€.

Die Lebenserhaltungskosten sind etwas billiger als bei uns. Die Miete für ein WG-Zimmer kostet zwischen 200 und 300 €. Bekleidung und ähnliches ist gleich teuer wie bei uns. Hotels und Hostels sind um einiges günstiger. Mein Hostel hieß Temple Hostel und kostete 10€ die Nacht. Essen gehen ist eine Spur günstiger und was wirklich sehr sehr billig ist, ist Bier in Lokalen.

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Am besten Ende August hinreisen, Wohnung bei helloflatmate.com suchen, billigen Handyvertrag bei Orange nehmen, so bald wie möglich bei Valenbisi (Citybike in Valencia) anmelden und losstarten!

Am meisten gefielen mir das spanische Flair und die Küche. Es war einfach ein unvergleichliches Lebensgefühl, auch im Winter täglich mit dem Rad zur Uni fahren zu können. Leider sehr kompliziert war das ganze organisatorische auf der Uni, da hat alles sehr lange gebraucht und vieles nicht geklappt.