9. Semester in (10/2015 - 03/2016)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 2
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- Psychiatrie, Notfall, Neurologie, und Pädiatrie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Im Studienjahr 2015/2016 wurden zum ersten Mal die Verträge zwischen den Unis Kiel und Wien so erweitert, dass nicht nur Radiologie (oder so etwas) sondern alle Fächer möglich waren, und prompt haben sich 2 Studenten aus Wien für mehrere Tertiale gemeldet.
Die Uni in Kiel ist eine soweit für mich beurteilbar recht gute Universität, aber ich habe nur Praktika/Famulaturen im Krankenhaus absolviert und damit vom Uni-Alltag nur durch Freunde etwas mitbekommen.
Das Organisatorische Im Vorfeld für die ERASMUS-Anmeldung war alles prompt geklärt, die Mitarbeiter des International Center haben immer gut und verlässlich geantwortet und waren auch bei Fragen vor Ort immer sofort freundlich weiter zu helfen.
Die Organisation der einzelnen Tertiale wurde von Prof. Fickenscher der Fakultät für Medizin übernommen und bestand hauptsächlich aus sehr unkomplizierten E-Mails an die jeweiligen Abteilungsvorstände. Ab und zu haben diese auch nicht sofort geantwortet, aber prinzipiell war es gut und relativ stressfrei möglich sich hier alles im Vorfeld zu regeln. Prof. Fickenscher war im Sommer 2015 leider sehr schlecht erreichbar, aber sobald wir vor Ort waren super ansprechbar und wollte sehr flexibel auf die Bedürfnisse all unserer Heimatuniversitäten eingehen und auch mit verschiedenen Institutsleitern gesprochen um alles für jeden hinbiegen zu können.
Die Medizin-Hörsäale, sind alle am Uni-Klinikum verteilt (außer Psychologie), aber auch in diesen war ich ja fast nie (außer es ging sich wärhrend einer Famulatur gut aus). Der Rest des Uni-Campuses (und auch einige Studentenwohnheime) sind ca. 10 min mit dem Fahrrad entfernt.
Die Tutoren für ausländische Studenten haben immer wieder Workshops, Ausflüge und Stammtische angeboten. Die Beratung des International Center war immer freundlich und hilfsbereit. Prinzipiell gibt es in Kiel viele Internationale Master-Studiengänge und Mitte Oktober gab es eine ganze Einführungswoche für alle Internationalen Studenten mit Willkommensessen, Vorträgen, Speeddating und einem Stadtrundgang.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Das Klinikum Schleswig-Holstein und damit das Uniklinikum der Uni-Kiel, hat so seine Macken wie jedes andere Krankenhaus auch, aber ich habe es als insgesamt ziemlich positiv empfunden. Viele junge Fachärzte müssen oft Überstunden machen und sind dementsprechend ausgelaugt, trotzdem habe ich sehr viele sehr nette Ärzte und Ärztinnen getroffen, die mir sehr viel erklärt haben und ich denke ich habe insgesamt sehr viel gelernt.
Generell war ich auf fast jeder Abteilung einer bestimmten Station und damit auch den
Stationsärzten dieser Station zugeordnet. Das hat den Vorteil, dass man sich in den Ablauf dieser Station wirklich gut einarbeiten kann und sich nach einiger Zeit auch viel selbst einbringen kann, aber den Nachteil, dass man sich so oft auf ein Untergebiet beschränkt und auch von den verschiedenen Ambulanzen oft nicht viel mitbekommt. Um hier etwas herumwechseln zu können oder sich mal in die Notaufnahme der Neuro zum Beispiel setzen zu dürfen, war manchmal etwas Überzeugungskraft notwendig.
Pädiatrie: Auf der Pädiatrie war ich 2 Wochen auf der Neuropädiatrie, 1,5 Wochen auf der
Allgemeinen Pädiatrie und 3 Tage auf der Onkologie. Auf fast jeder Station gab es super nette Ärzte, die mir echt viel erklärt haben. Die „einheimischen“ Studenten hatten den Sommer über (bis Mitte Oktober) je einwöchige Praktika und ich hab auch so noch einige von diesen miterlebt.
Neurologie: Auf der Neurologie hat sich die Arbeit oft nur so gestaut, wir waren meist 2 Studenten pro Station und haben trotzdem oft über 1 Stunde oder länger für alle notwenigen Blutabnahmen gebraucht. Wir mussten wirklich sehr, sehr oft den Neurostatus erheben, was aber auch zum Vorteil hatte, dass man am Schluss wirklich keine Unterschiede gesehen hat. Ich war auf der Station für Bewegungsstörungen und gerade deshalb auch sehr oft auch für ParkinsonBewegeglichkeitsstörungen-Tests im Einsatz. Hier war ich mit dem Arbeitsklima relativ unzufrieden, auch weil ich oft auf über 8 h Anwesenheit pro Tag gekommen bin..
Psychiatrie: Das angenehmste Tertial. Ein Schlüssel für alle Türen und eine Essensmarke pro Tag wurden gleich am ersten Tag schon an mich ausgeteilt. Arbeitszeiten waren oft eher kurz und auch die Ärzte und Ärztinnen alle super nett. Auch hier war ich auf einer Station, aber konnte in einige andere je einen Tag hineinschnuppern und auch mit dem Arzt, der den Notfallpieper hatte einzelne Tage mitlaufen.
Intensivmedizin: Hier herrscht Schichtbetrieb, man kommt nie früher weg , aber auch zumindest keine Überstunden. Wir sollten 2 Tage mit der Pflege mitarbeiten, das war einerseits sehr nervig, aber auf der anderen Seite auch echt lehrreich und hat zu einem guten Klima mit dem Pflegepersonal geführt. Der Oberarzt war überaus engagiert und bemüht, die Stationsärzte haben ansonsten jede Woche gewechselt und es kam darauf an, wer gerade Dienst hatte.
Generell gilt in Deutschland auch für Studenten wie auch für die Ärzte eine 40 Stunden-Woche, das heißt heimgehen um 13:00 Uhr wie in Österreich oft, kommt selten vor. Dafür wird man dann auch oft mehr in den Klinik-Alltag eingebunden, und bekommt eher eigene Aufgaben und muss weniger oft nur beobachten. Auch ich bin sehr oft eher wie eine der KPJ-Studenten behandelt worden, statt als „gewöhnliche Famulantin“.
Ziel war es auf fast jeder Station auf der ich war, dass ich 1 ( bis 2) „eigene“ Patienten habe, und diese dann aufnehme, Anamnese durchführen, bei Visiten dem Oberarzt vorstellen, gemeinsam mit Ärzten Therapiekonzepte erstellen und versuchen einen Arztbrief zu schreiben. Diese Verantwortung war auch wirklich spannend.
Auch Blut abnehmen/Venflon legen und Anamnese oder Status durchführen war immer klarerweise (je nach Station mal länger oder kürzer) bei den Tätigkeitsfeldern dabei.
Dann kamen noch je nach Station spezifische Tätigkeiten dazu:
Pädiatrie: Auf der Pädiatrie habe ich oft körperlichen Status der Kinder erheben sollen, Anamnese mit den Eltern durchführen, Röntgenbilder beurteilen geübt, bevor der Befund freigegeben wurde, Patienten bei der Visite und in der Mittagsbesprechung vorgestellt,…
Neurologie: In der Neuroloige wurde uns immer wieder aufgetragen mit den Patienten ParkinsonBeweglichkeitstests durchzuführen, gefühlt unendlich viele Neurostatusse durchzuführen, Anamnese in der Notaufnahme und auch dort einen Neurostatus (dieser wurde hier auch nochmal von den Ärzten wiederholt), Mini-Mental-State-Examination mit älteren Patienten,….
Psychiatrie: In der Pycholoige waren sie auch sofort froh, dass jemand hier war der bei den Patienten den physikalischen Status und Neurostatus (kennen wir ja aus der Neuro schon gut genug) durchführen konnte, außerdem sollte ich mal bei Ergotherapie helfen, eine Konzentrations-Gruppe leiten, ansonsten habe ich hier natürlich eher
Intensiv: Auf der Intensivmedizin war zeitgleich mit mir eine KPJ-Studentin und wir hatten genau dieselben Tätigkeiten: Wir wurden oft gebeten einfache Ultraschall-Untersuchungen durchzuführen, Blutgasanalyse durchzuführen, durften versuchen einen ZVK zu stechen. 2 Tage lang sollten wir dem Pflegepersonal helfen um hier auch einen Einblick in alle pflegerischen Maßnahmen zu bekommen.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Wohnungsfindung war sehr problemlos möglich.
Alle Studenten können über das International Center Hilfe beantragen, dass sie in ein
Studentenwohnheim wollen, ich kenne niemanden, der hier keine Platz bekommen hätte (Kosten
200-300 € im Monat), und auch WG-Zimmer oder gar Wohnungssuche lässt ich über diverse
Internet-Plattformen (wie wg-gesucht.de) recht einfach regeln (Kosten 250-350€/Monat)
Essen gehen und auch Essen einkaufen im Supermarkt alles etwas günstiger als in Österreich, wie oben beschrieben Mietpreise auch.
Die Öffis (ein Rad ist viel eher zu empfehlen) kosten 55€ pro Semester (ist obligatorisch beim Einschreiben an der Uni – plus 120€ Sozialabgaben und 5€ Fachschaftsbeitrag beim Inskribieren zu zahlen)
Hepatitis B Impfung musste ich anfangs nachweisen können (auch negativer HIV – Test wurde
zuerst gewünscht, aber nie von jemandem kontrolliert).
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Das größte Problem war nicht „Grüßgott“ sagen zu können, wenn man in ein Patientenzimmer
kommst (das kann man da oben einfach nicht verwenden 😉 ) – Merkregel: ein gutes „Moin“ geht
immer
Es gibt das Meer, da kann man wunderbar Segeln und Windsurfen. Gibt auch von der Uni super
günstige Segelkurse und hab auch eine für 1 Woche gemacht – sehr zu empfehlen!
Wer sich Kultur in Form von großen Opern oder Konzerten wünscht ist fehl am Platz, die Discos lassen sich an 2 Händen abzählen.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Einfach immer mal „Moin“ sagen.
Sich nicht wundern, wenn man mit Österreischem Dialekt bei jedem 2. Satz ausgelacht wird.
Sich unbedingt ein Fahrrad zulegen, man kann oft so wohnen, dass man in 10-15 min mit dem Rad im Krankenhaus ist und die Busse fahren (v.a. am Wochenende) sehr unregelmäßig)
Ich mochte das Kleinstadt leben im Vergleich zu Wien echt gerne. Man kann immer alles mit dem Fahrrad gut erreichen, ist super schnell im Grünen und irgendwie immer am Wasser.
Zu viel darf man von Kiel (vor allem vom Wetter) wirklich nicht erwarten, man kann es sich aber doch wirklich nett machen!