9. Semester in (09/2017 - 02/2018)

Betreuung
5
Lehrveranstaltungen
0
Besuchte Stationen
3
Lebenshaltungskosten
2

Ich empfehle ....

... diese Region
Ja
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
Psychiatrie, Notfall, Neurologie, und Gynäkologie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Die Universität vor Ort war anfangs etwas chaotisch. Nachdem wir uns aber persönlich vorgestellt haben lief alles besser. Giuseppe Scarsi, der Zuständige für Erasmusstudenten der medizinischen Fakultät hat ein sehr gutes Verhältnis mit Dr. Salemi und daher wurden wir stets gut unterstützt und auch nicht passende Praktika wurden so geändert, dass wir rechtzeitig zu den gewünschten Terminen fertig geworden sind.

Es gab Buddys, die sehr unterschiedlich motiviert waren. Manche haben bis zur Wohnungssuche alles mitgemacht, andere haben sich per Mail gemeldet und waren bei Fragen verfügbar.

Es gab unzählige Einführungsveranstaltungen von der Universita di Padova. Diese waren sehr hilfreich. Auch die medizinische Fakultät hat eine Einführungsvorlesung, die sehr nützlich war, gemacht. Die social events waren allerdings besser von der übergeordneten Universität organisisert als von der medizinischen Fakultät.

ESN hat gerade am Anfang unglaublich viel zum Wohlfühlfaktor beigetragen. Von Stadtführungen, über Kurztrips, Kennenlerntreffen, Schnitzeljagd zu wohltätigen Zwecken und international parties und und und haben sie gerade in Padova unglaublich viel geleistet.

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Italienische Studenten und Assistenzärzte haben ein sehr breites theoretisches Wissen. Sie sind es allerdings nicht gewohnt viel Praktisches zu lehren und lernen.

Im pronto soccorso (Notfallambulanz), hatte ich das Glück auf eine Fachärztin zu treffen, die mich gleich am Anfang gefragt hat was ich gerne lernen würde. Daraufhin habe ich das Logbuch aufgeschlagen und ihr das gezeigt was ich lernen muss und was ich lernen will. Auch wenn es sehr unüblich dort war, bin ich dadurch aber zu vielen praktischen Tätigkeiten gekommen. Mein Fazit daraus, einfach die Sachen die man machen will höflich aber bestimmt einfordern. Man kann meistens doch mehr machen als gedacht, wird aber zu nichts gezwungen. Auf der Neurologie, war ich fast drei Wochen auf der Stroke Unit, dort wurde ich bei der Visite jeden Tag ein bisschen abgefragt und musste den Status herzeigen. Im Moment etwas unangenehm, im Nachhinein viel gelernt. Sonst durfte ich mit in den Ultraschall. Auf der Gynäkologie und Geburtshilfe, sowie auf der Psychiatrie habe ich leider nicht viel machen können. Im Ultraschall, in der Ambulanz und bei Gesprächen zuhören waren unsere „Hauptaufgaben“.
Die hygienischen Zustände waren auf jeder Station sehr unterschiedlich und haben mich manchmal schon etwas abgeschreckt.

Ich würde auf jeden Fall gute Sprachkenntnisse empfehlen, weil man dann einfach mehr machen darf und mehr mitnimmt von den Patientengesprächen.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Anfangs war es wie bereits erwähnt etwas chaotisch. Die Uni in Padova beginnt eine Woche später als bei uns, daher war ich eine Woche hinterher. Außerdem sind nicht alle Dokumente von mir angekommen. Allerdings konnte man das nach einer Woche wild durch die Gegend laufen und organisieren, lösen. Mein persönlicher Tipp: nicht die Nerven verlieren, es geht fast allen so.

Für die Wohnungsfindung gibt es eine offizielle Bewerbung für Studentenheime. Diese sind allerdings sehr schnell ausgebucht. Meistens sind sie auch weiter weg vom Zentrum. Nachdem ich keinen Platz im Studentenheim bekommen habe, wurden mir Links zugesendet von Facebookgruppen. Dort habe ich tatsächlich schnell eine Wohnung gefunden. Ich würde empfehlen früh anzufangen, weil Padova voll von Studenten ist und bei Semesterbeginn alle Wohnung suchen. Die Preise sind etwas günstiger als bei uns. In Italien ist es üblich sich ein Zimmer zu teilen. Etwas ungewohnt aber sehr günstig. Ich hatte ein eigenes minikleines Zimmer, das ich aber sehr geliebt habe. Bis auf schlechte Stromleitungen (der FI Schalter ist regelmäßig bei Überlastung rausgesprungen), war meine WG sehr modern und schön für italienische Verhältnisse. Italiener sind eben lieber draußen als daheim. 😉 Ich habe sehr positive Erfahrungen in meiner WG gemacht. Wir sind wie eine Familie geworden und hatten meiner Meinung nach eine der schönsten Wohnungen, da wir auch eine große Küche und ein Wohnzimmer hatten.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Ich habe mich in Padova sehr sehr sehr wohl gefühlt. Die italienische Mentalität ist freundlich und entspannt. Man kann richtig gut Essen und gerade in einer Studentenstadt wie Padova gibt es überall Piazze mit Bars. Am Vormittag trinkt man dort Caffe und am Nachmittag bzw Abend trinkt man dort seinen Aperol Spritz. Gerade in Norditalien gibt es oft Apericena, sprich man zahlt den Aperitivo und bekommt Essen gratis dazu. Herrlich! Italiener frühstücken meistens „al banco“ also bei Espresso und Mehlspeise in einer Bar, zu Mittag gibt es in der Arbeit ein Panino oder daheim eine Pasta gegen 13/14 Uhr, zu Abend wird meistens gegen 20/21 Uhr gegessen.

Es gibt große Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien. Im Norden läuft alles ein bisschen geregelter ab. Trotzdem ticken die Uhren anders als bei uns. Bürokratisch läuft alles langsamer. Geduld ist gefragt.

Sprachlich hatte ich einen Vorteil, weil ich Halbitalienerin bin. Es wurden Sprachkurse von der Uni angeboten. Ich habe keinen gemacht, meine Freunde haben erzählt dass sie ganz unterschiedlich gut waren.

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

– im Krankenhaus aktiv auf die Ärzte zugehen und praktische Tätigkeiten einfordern
– nicht nur Erasmusstudenten, sondern auch Italiener kennenlernen (um die Sprache, Kultur etc kennenzulernen)
– Sprachkurs auch vor Ort nutzen
– Geduld wenn nicht alles sofort klappt
– Aperol Spritz trinken 🙂