
10. Semester in (02/2019 - 06/2019)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 1
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- HNO/Auge, Notfall, und Gynäkologie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Leider war die Betreuung durch den dortigen Erasmus-Koordinator der Ersten medizinischen Fakultät der Karls-Universität gleich null. Er war absolut unfähig, die benötigten Lehrveranstaltungen zu organisieren. Ich habe mir letztendlich selbst die nötigen Kurse zusammensuchen müssen und es war in den ersten Wochen des Aufenthalts nicht sicher, ob ich das Semester dort überhaupt angerechnet bekommen würde. Gottseidank waren die Lehrveranstaltungsleiter sehr freundlich und so hat dann letztendlich doch alles geklappt. Nachdem ausnahmslos alle Erasmus-Studenten mit besagtem Koordinator Schwierigkeiten hatten, wurde er Anfang Mai durch eine neue, sehr engagierte Koordinatorin ersetzt.
Von Seite der Studierendenvertretung/ESN wurden wir sehr herzlich im Rahmen eines Willkommenstreffens begrüßt. Es wurden dann auch regelmäßig verschiedene Stadttouren und Freizeitaktivitäten in und um Prag organisiert, welche sehr gut angekommen sind.
Prüfungen habe ich, wie von der MedUni Wien vorgesehen, nicht mitschreiben müssen. Lediglich eine kurze schriftliche Überprüfung am Ende des Augenheilkunde-Tertials mussten alle Studierenden absolvieren. Alles in Allem waren die Kurse durchwegs gut betreut und die Lehrenden auch sehr interessiert uns etwas beizubringen. Die Kommunikation auf Englisch hat, jedenfalls mit dem ärztlichen Personal, sehr gut funktioniert.
Alle meine Erfahrungen stammen von der ersten Medizinischen Fakultät. An der Karlsuni in Prag gibt es noch zwei weitere Medizinische Fakultäten, die vollkommen unabhängig voneinander agieren, d.h. es gibt dort andere Organisatoren, Lehrende und Kurse. Bei Bedarf kann man sich als Erasmus-Studierender aber auch an diesen Fakultäten einen Kurs organisieren.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
Die Erasmus-Studierenden in Prag kommen zu einem großen Teil (schätzungsweise ca. die Hälfte) aus dem nahe gelegenen Deutschland, jedoch habe ich auch zahlreiche Studierende aus ganz Europa und sogar den USA und Kanada kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Alle konnten durchwegs fließend Englisch sprechen, auch die meisten Tschechen (vor allem die jungen) sprechen sehr gut Englisch, sodass die Kommunikation gut funktioniert.
Die Kurse an der Fakultät waren meist so aufgebaut wie die Tertiale in Wien: zur Hälfte aus Lehrveranstaltungen im Rahmen von Vorlesungen oder Seminaren und zur Hälfte aus klinischer Praxis. Je nach Kurs und Lehrenden darf man mehr oder weniger selbst an Patienten machen, wobei in Tschechien die Sprachbarriere diesbezüglich sicherlich ein Hindernis darstellen kann. Kurz gesagt: Der Tätigkeitsbereich entspricht etwa dem selben wie in Wien in den Tertialen.
Die Prager Krankenhäuser sind nicht viel anders als die Wiener Krankenhäuser – es gibt viele ältere, mehr oder weniger gut erhaltene Einrichtungen, aber auch ganz neue und moderne Häuser. Die dortigen Hygiene-Standards sind vergleichbar mit den österreichischen. Allgemein hatte ich den Eindruck, dass die Ärzte dort fachlich und wissenschaftlich den österreichischen Ärzten in nichts nachstehen. Ich hatte auch den Eindruck, dass die allgemeine Motivation zur Lehre dort sogar meist um einiges Besser ist als bei uns.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Wie schon oben gesagt, war die Organisation von Gastuni-Seite anfangs leider ein Desaster, welches dann gottseidank behoben werden konnte. Um die Wohnung habe ich mich bereits ein halbes Jahr im Voraus gekümmert. Über flatio.com haben wir (3 Meduni-Studenten aus Wien) eine relativ günstige Wohnung im Zentrum von Prag gefunden. Wir hatten mit dieser Wohnung großes Glück: die Lage war perfekt, der Preis pro Person lag ungefähr bei 320€/Mon. und unser Vermieter war jederzeit erreichbar und sehr kooperativ.
Außerdem gibt es die Möglichkeit im Studentenheim zu wohnen, wohin ich in den letzten zwei Wochen meines Aufenthalts ausweichen musste. Es gibt zahlreiche Studentenheime in Prag, die Plätze dafür kann man sich vor Semesterbeginn oder auch noch währenddessen von über die Uni organisieren. Ich war – wie die meisten Erasmus-Studenten – im Heim „17. November“ im Stadtteil Holešovice untergebracht. Zwei Doppelzimmer teilen sich dort einen „Zwischenraum“ mit Dusche, Klo, Küche und Waschbecken. Die Hygienestandards und die Einrichtung vor Ort waren leider unterirdisch. Beim Einzug fühlt man sich plötzlich in die gute alte Zeit des Kommunismus zurückversetzt – das Interieur ist alt und heruntergekommen und wird alle heiligen Zeiten einmal halbherzig geputzt. Etwas erschwerend kommt hinzu, dass keiner der Angestellten dort Englisch spricht. Nichtsdestotrotz kann man es sich für ein Semester sicherlich gemütlich machen und die Gemeinschaft mit den anderen Studierenden dort genießen.
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Nochmal: Wer des Tschechischen oder einer anderen slawischen Sprache nicht mächtig ist, wird es auch in einem Semester nicht lernen. Ich habe noch in Wien zuhause einen Sprachkurs an der VHS über ein Semester besucht und danach hat es gerade gereicht, um sich im Restaurant zu verständigen. Man kann natürlich auch vor Ort an der Uni noch einen Sprachkurs machen, jedoch habe ich dann davon abgesehen. Wie schon erwähnt sprechen vor allem die jungen Tschechen sehr gut Englisch, sodass die Kommunikation meist kein Problem war. Um Arzt-Patientengespräche zu verstehen, muss man die Sprache vermutlich von klein auf lernen. Sogar die ortsansässigen englischen Studenten, die dort ihr gesamtes Studium auf Englisch absolvieren und eigentlich ein gewisses Maß an Tschechisch im Rahmen des Studiums lernen, haben damit große Schwierigkeiten.
Auch wichtig: Wer Bier absolut nicht ausstehen kann, sollte vielleicht erwägen, sich ein anderes Ziel für sienen Erasmus-Aufenthalt auszusuchen ?. Die Tschechen sind absolute Weltspitze im Pro-Kopf-Konsum an Bier. Auch der Preis für ein Bier dort beträgt weniger als die Hälfte der österreichischen Preise. Wer dort ein Bier um mehr als 50 Kronen (ca. 2€) trinkt, hat zu viel bezahlt. Die böhmische Küche ist der österreichischen nicht allzu fern und es gibt zahlreiche gute und auch relativ günstige Restaurants. Viele von ihnen bieten zu Mittag sehr preisgünstige Menüs an.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
1. Früh um eine Unterkunft kümmern! (6 Mon vorher)
2. Nicht zu viel vom Tschechisch-Kurs erhoffen!
3. Prag ist eine wunderschöne Stadt mit zahlreichen kulturellen Angeboten für Studenten und junge Menschen. Genießt die Zeit dort, sie geht schneller vorbei als man glaubt! Ich würde sofort wieder dort Erasmus machen.