10. Semester in (03/2015 - 05/2015)

Betreuung
3
Lehrveranstaltungen
0
Besuchte Stationen
3
Lebenshaltungskosten
3

Ich empfehle ....

... diese Region
Ja
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
Notfall, Neurologie, und Gynäkologie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Grundsätzlich ist die Fudan Universität eine der bekanntesten und besten Universitäten
in ganz China. Sie hat eine riesige Anzahl an Studierenden, in alle möglichen
Studienrichtungen. Der Main Campus liegt im Norden der Stadt. Dort sind die meisten
Studienrichtungen vertreten und auch die meisten Studenten (natürlich auch die
meisten Austauschstudenten) wohnen dort. Das Gelände ist sehr schön und gepflegt
mit viel Grünfläche und coolem studentischem Flair. Das imposante 120 m hohe
Hauptgebäude der Universität ist definitiv sehenswert.
Die medizinische Fakultät der Fudan University gehört auch zu den besten des
Landes. Diese liegt jedoch nicht auf dem Main Campus sondern ein bisschen zentraler
und eher im südlichen Teil Shanghais (ca 45 – 60 min Fahrtzeit zwischen den Campi).
Dieser ist momentan leider von Umbauarbeiten geprägt und somit auch nicht wirklich
sehr aufregend. Dies kann sich jedoch bald ändern und wird dann sicherlich ein sehr
ansprechendes Gelände sein.
Die medizinische Fakultät bietet einen chinesisch-sprachigen Studienzweig und einen
kleinen internationalen (englisch-sprachigen) Studienzweig für Humanmedizin an. In
dem internationalen Studienzweig sind in etwa 25 Studenten pro Jahr, die aus dem
Ausland kommen. (Zumeist sind es Studenten aus Thailand, Indonesien oder auch
Amerika mit chinesischem Hintergrund).
Über das Teaching vor Ort kann ich leider nicht viel sagen, da es uns nicht möglich war
daran teilzunehmen.

Als Ansprechperson war Mrs. Yang Liu für uns Austauschstudenten zuständig. Die
Kommunikation mit Ihr war nicht immer einfach jedoch versuchte Sie immer hilfreich
zu antworten. Sie war einer der wenigen Personen in der Universität, mit der man
englisch sprechen konnte. Sie buchte auch die Unterkunft für mich im International
Student dormitory am Campus der medizinischen Fakultät. Außerdem organisierte
sie zu Beginn jedes Tertial einen chinesischen Studenten, der einem zu der Station
brachte und mit organisatorischen Dingen half. Dies wars jedoch leider auch schon
mit der Betreuung von der Uni Seite. Daher war grundsätzlich viel Eigeninitiative
gefragt. Die anderen internationalen Studenten im Dorm halfen jedoch gern aus!

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Grundsätzlich ist man wahrscheinlich in jedem Tertial in einem anderen
Krankenhaus untergebracht. Die Universität versucht die Austauschstudenten in
den besten Kliniken ihrer Universität unterzubringen. In jeder Klinik wird man einem
englisch sprechenden Mentor zugeteilt, dem man dann die nächsten 4 Wochen
folgt.
Das Zhongshan Hospital (Innere Medizin) liegt direkt gegenüber von dem Campus,
ist erst 2014 teilweise neu erbaut worden und hat somit ein recht ansprechendes
Äußeres. Die Bedingungen im Krankenhaus sind jedoch nicht wirklich vergleichbar
mit österreichischen Standards.
Dieses Tertial war nicht unbedingt, das lehrreichste für mich, da die
Sprachbarriere doch eine große Hürde darstellte und auch mein Mentor nicht immer
anwesend war. Jedoch mit ein bisschen Selbststudium nebenbei konnte ich doch
einiges von dem Tertial mitnehmen.
Das Huangshan Hospital (Neurologie) liegt etwa 15 min nördlich vom Campus (2 U
Bahnstationen oder mit dem Rad zu erreichen). Dieses ist noch ein etwas älteres
Krankenhaus, welches die besten Zeiten sicherlich schon hinter sich hat. Die
Zimmer sind zumeist für 8 oder mehr Leute. Jedoch war es mit Abstand mein
bestes Tertial in China. Dort fanden wir auf der Stroke Unit, zwei sehr motivierte
Jungärzte, die uns am Vormittag in einigen Privat Lessions einiges beibringen
konnten.
Gynäkologie und Geburtshilfe absolvierte ich im Red House Hospital. Dieses liegt
etwa 30 min vom Campus entfernt und ist ebenfalls ein etwas älteres Gebäude,
welches jedoch einen gewissen Charme ausstrahlte. Ich verbrachte 2 Wochen in
der Gynäkologie und danach 2 Wochen in der Geburtshilfe. In der Gynäkologie
waren wir einer etwas strengeren Mentorin zugeteilt, die uns fachlich auch wirklich
fordern wollte. Ein bisschen schwierig war jedoch der plötzliche Umstieg von einer
sehr freien Zeiteinteilung in den anderen Tertialen zu einer Anwesenheitspflicht von
8 – 5 Uhr, die teilweise sehr lang wirken konnte.
Die letzten 2 Wochen Geburtshilfe waren wieder etwas entspannter und ich hatte
die Möglichkeit bei eineigen Geburten dabei zu sein.
Alles in allem muss man jedoch sagen, dass diese Tertiale unteranderem aufgrund
der Sprachbarriere sicherlich nicht die lehrreichsten waren. Ich nehme an, dass ich
vom Wissensaspekt mehr zu Hause in Wien gelernt hätte. Jedoch lernt man ein
ganz anderes Gesundheitssystem und einen ganz anderen Zugang zur Medizin
kennen, den ich jetzt im Nachhinein sicherlich nicht missen möchte! Also für mich
hat es sich auf jeden Fall trotzdem gelohnt und mit ein bisschen Disziplin und
Selbststudium konnte ich auch mein Wissen verbessern und hatte keinen
Rückstand für die Sip5 im darauffolgenden Sommer.

Die Tätigkeitsbereiche waren natürlich sehr von Station zu Station unterschiedlich.
Aufgrund der großen Anzahl an Jungärzten waren zumeist nicht wirklich Tätigkeiten
für uns Studenten übrig geblieben.
Im Notfall Tertial konnte ich lediglich ein paar BGA durchführen.
Im Neurologie Tertial bestand bei hartnäckigkeit die Möglichkeit Liquorpunktionen
durchzuführen und evtl einen Neurostatus auszuprobieren und in Gyn und
Geburtshilfe konnte man manchmal bimanuelle Palpationen durchführen und im OP
assistieren.
Auf jeden Fall musste man interessiert wirken und viel nachhacken um auch Sachen
selbst durchführen zu können. Jedoch konnten selbst die chinesischen Studenten
nicht viel mehr durchführen und waren zumeist zu Blutdruck und Blutzuckermessen
verurteilt worden.

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Wichtig ist ein Studentenvisum bei der Chinesischem Botschaft in Wien zu
beantragen. Die aktuellen Informationen am einfachsten von deren Internetseite
direkt zu entnehmen. Bezüglich Impfungen ist in Shanghai nicht wirklich mehr
erforderlich als In Österreich. Jedoch ist es sicherlich empfehlenswert zuvor
einmal in der Spitalgasse vorbeizuschauen und alles auffrischen zulassen.
Kosten: Flug ab 600 Euro
Visum ca. 60 Euro
Unterkunft ca 400 Euro/ Monat
Essen etwas billiger als Zu Hause
MUW Förderung 250 Euro/Monat

Wie gesagt, wurde die Wohnung im international Student dormitory am Campus der
medizinischen Universität organisiert. Man wohnte dort gemeinsam mit den
internationalen Studenten der Universität (jedoch nur vereinzelt wirkliche
Austauschstudenten). Somit hatte man zumeist jemanden den man um Hilfe bitten
konnte.
Ich hatte ein etwa 10 m2 großes, spärlich eingerichtetes Zimmer mit Bett, Holzstuhl,
Kasten, Tisch und privatem Bad. Es war nicht wirklich aufregend jedoch auf jeden
Fall ausreichend. Eine Gemeinschaftsküche befand sich am Gang. Der Preis für ca
400 Euro im Monat war jedoch etwas mehr als erwartet. Aber das lag daran, dass
dies eigentlich als ein Zweipersonen Zimmer gedacht war. Es sollte eigentlich auch
billigere reine Einzelzimmer geben. Verglichen zu den Mietpreisen in Shanghai war
dies jedoch noch immer ein wahres Schnäppchen.
Im Erdgeschoss des Dorms befand sich eine billige chinesische Kantine (Essen ca.
1 Euro, Frühstück 50 Cent), die wenn man einmal wusste was man bestellen
musste wirklich gut und preiswert war.
Am Campus gab es noch eine zweite Kantine, die ich jedoch nicht so oft besuchte.
Bezahlt wurde über eine Chipkarte die man zu Beginn bekam und immer wieder
aufladen musste.
Weiters gab es ein kleines Sportzentrum (Tischtennistische, Schöne Turnhalle für
Basketball und Badminton sowie ein schon etwas älteres Fitnessstudio), welches
gratis zur Verfügung stand.
Internet gab es leider nicht im Zimmer jedoch konnte man immer runter in den
Aufenthaltsraum gehen und dort das gratis Uni Wlan benutzen.
Der Campus lag nur 3 Minuten von der U-bahnstation Zhaojiabang Lu/Dongan Lu
entfernt und somit auch ideal für Besuche in das Stadtzentrum.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Für mich war von Anfang an klar, dass die Sprache eine große Barriere darstellen
wird. Somit war ich schon auf wenig Patientenkontakt und chinesisches Englisch
eingestellt.
Jedoch hatten viele jungen Studenten sowie auch einige Ärzte, die bereits
international geforscht haben, wirklich gute Englischkenntnisse. Sonst hat es mich
jedoch eher überrascht wie wenig in so einer internationalen Stadt wie Shanghai
englisch gesprochen wurde (Geschäfte, Resteraunts, etc.). Jedoch fand sich immer
irgendeine eine Möglichkeit doch zu kommunizieren.
Natürlich stellt auch die Schrift ein großes Hindernis dar, welches besonders beim
Essen bestellen schwierig sein kann. Hier kann man sich zumeist mit Bildern in der
Speisekarte weiterhelfen!
Sprachkurse gab es leider keine von Seiten der Universität und ich musste somit
einen privaten Kurs nehmen (Ca 300 Euro). Dies ist auf jeden Fall empfehlenswert
um einfach mehr aus seinem Aufenthalt rausholen zu können. Sprachkurse z.B. bei
Easymandarin.

Die finanzielle Situation in China ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Grundsätzlich
gibt es noch sehr viele Arme Leute, die mit nur wenig Geld auskommen müssen.
Andererseits gibt es besonders in den Städten Unmengen an unfassbar reichen
Leuten die gerne ihr Vermögen zur Schau stellen. Shanghai an sich ist besonders in
den touristisch und westlich angehauchten Gebieten nicht wirklich billiger als
Österreich. Vor allem Essen und Trinken in schönen Restaurants ist mit den Preisen
in Österreich vergleichbar. In netten Bars zahlt man schon mal locker 5-8 Euro für
ein Bier.
Jedoch gibt es in Shanghai auch einige Ecken an denen man wirklich gut und auch
für wenig Geld essen und Trinken kann.
Besonders die chinesische Straßenküche ist äußerst preiswert und auch erstaunlich
gut. Westliche Bars wie „Windows“ oder „Perry“ bieten sehr preiswerte Getränke und
jede Menge Spaß!

Zhongguo = China das Land der Mitte ist nicht mit einem anderen europäischen
Land vergleichbar. Die Folgen der Kulturellen Revolution im letzten Jahrhundert
unter dem Führer Mao scheinen noch immer spürbar zu sein. Während die jungen
Stunden immer mehr mit der westlichen Kultur aufwachsen, sind besonders die
Generationen rund um unsere Elterngeneration noch sehr anders erzogen worden.
Die ganzen Besonderheiten der chinesischen Kultur hier zu beschreiben würde
sicherlich den Rahmen dieses Berichtes sprengen und ich bin mir sicher, dass sich
genügend Informationen dazu im Internet finden lassen.
Wichtig als Austauschstudent in China ist jedoch eine gewisse Weltoffenheit und
Verständnis für diese komplett andere Kultur mitzubringen. Gelingt dies dann hat
man mit Sicherheit einen unvergesslichen Aufenthalt, der seine Weltanschauung ein
bisschen verändert.
Außerdem darf man sich nicht von den für uns unüblichen Verhalten wie Spucken,
Schlürfen und Drängeln einschüchtern lassen sondern muss verstehen, dass dies
dort einfach so üblich ist!

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Shanghai ist eine wundervolle Großstadt die so viel zu bieten und zu erforschen hat.
Einfach wunderschön diesen Vibe zu genießen, neue Dinge ausprobieren und eine
neue Kultur kennen zu lernen. Die Chinesische Kultur ist eine sehr faszinierende und
gerade wenn man sich die Mühe macht auch ein bisschen von der Sprache zu
verstehen bekommt man das richtige China mit.
Zum empfehlen ist Smartshanghai.com auf der viele Tipps und Tricks über Shanghai
stehen.
Apps wie Google translate, Pleico und einen VPN um Facebook und Youtube
aufmachen zu können sind äußerst empfehlenswert! Auch die App Wechat (Wie
Whatsapp) um mit anderen Studenten dort zu kommunizieren ist äußerst wichtig.
Außerdem sind Besuche in Suzhou, Hangzhou und in die yellow mountains
(Nachtzug) äußerst lohnenswert! Außerdem sollte man die national Feiertage ende
September beachten, da hier auch die Uni für eine Woche geschlossen hat. Diese
Zeit eignet sich fürs Reisen, jedoch sollte man bedenken, dass etwa eine halbe
Milliarden Chinesen ebenfalls unterwegs sind. Somit früh buchen und auf unzählige
Touristen eingestellt sein.
Außerdem ist Shanghai für sein aktives Nachtleben sehr berühmt. Also auch dieses
auf jeden Fall ein paar mal ausprobieren. Wo hat man schon Clubs mit einem
Haifischbecken drinnen etc.
Da das Spital für Kinderheilkunde sich etwa eine Stunde vom Campus entfernt
befindet, sollte man dieses evtl. meiden falls man nicht bereit so lange jeden morgen
zu fahren.
Was ich so gehört habe, wäre HNO und Augenheilkunde auch eine gute Option
gewesen dort zu absolvieren. Im Nachhinein würde ich HNO, Neuro und Gyn als
meine Tertiale wählen.

Ich hatte eine äußert spannende Zeit in Shanghai. Ich hatte die Möglichkeit viel von der Stadt und auch der Umgebung rund um Shanghai zu sehen! Die Eindrücke aus dem
Krankenhaus haben jetzt nicht unbedingt mein Wissen um Welten bereichert aber ich konnte einen schönen Einblick in ein anderes Gesundheitssystem erlangen. Meine drei Monate waren jedoch mit Sicherheit ausreichend und ich war auch wieder froh in meine gewohnte Heimat zurückzukehren!
Dort war ich bisschen überrascht, als ich erfahren habe, dass es eigentlich keine anderen
internationalen medizinischen Austauschstudenten außer die zwei aus Wien gibt. Ich vermisste ein bisschen diese Erasmus Atmosphäre, wo man die Möglichkeit hat viele neue Leute kennenzulernen und mit denen auch etwas zu unternehmen. Aber in der Stadt gab es immer etwas zu tun und mit der Zeit lernte man auch ein paar Studenten von dort kennen und konnte gemeinsam mit denen etwas unternehmen.