
9. Semester in (10/2018 - 12/2018)
- Betreuung
- Lehrveranstaltungen
- Besuchte Stationen
- Lebenshaltungskosten
- 2
Ich empfehle ....
- ... diese Region
- Ja
- ... Auslandsaufenthalt
- Ja
Weiteres zum Aufenthalt
- Tertiale
- HNO/Auge, Neurologie, und Gynäkologie
Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?
Durch die deutlich vorhandene Sprachbarriere ist ein Besuch an den Lehrveranstaltungen an der Chung Shan Medical University praktisch unmöglich (ausser man spricht Mandarin, das Englisch der meisten Ärzte ist sehr mager). Trotzdem sind alle sehr bemüht, die ausländischen Studenten (wir waren nur 2) irgendwie zu integrieren. Es kam ein Welcome dinner und ein Farewell dinner, auch die Assistenzärzte haben und uns immer mal wieder zu sich eingeladen und uns versucht die taiwanesische Kultur etwas näher zu bringen. Die Sektretärin vor Ort hat sich sehr gut um uns gekümmert und versucht uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Prüfungen gab es keine.
Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?
In allen dort absolvierten Tertialen hatte ich keine wirklich Aufgaben. Aber auch die taiwanesischen Studenten sind eher Beobachter. Die Assistenz- und Oberärzte versuchen aber so gut es geht zu teachen. Die Standards waren praktisch auf europäischem Niveau, ansonsten ist das System sehr amerikanisch.
Man hat als internationaler Student sehr viele Freiheiten, weil auch keine richtigen Aufgaben zu erledigen sind. So dass wir zwischen OP, Ambulanz und Kreissaal wechseln konnten wie wir wollten. Meistens war der “Arbeitstag” nach dem Mittagessen gegen 13 Uhr vorbei.
Lediglich das Augentertial ist besonder positiv hervor zu heben. Wir hatten Glück, dass gerade eine amerikanische Ärztin dort angefangen hatte, die uns wirklich sehr viel zeigte und erklärte und wir zumindest die Untersuchungen an uns gegenseitig durchführen konnten.
Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?
Die Organisation war super einfach und wirklich überhaupt kein Problem. Gewohnt habe ich im Studentenwohnheim, das direkt von der CSMU organisiert wurde und gegenüber vom Krankenhaus lag. Das Zimmer war gross, hell und alles im allen wirklich akzeptabel. Man hat ein eigenes Bad, eine Küche gibt es allerdings nicht. Man muss eigentlich immer ausserhalb essen. Miete war ca. 200 Euro/Monat.
Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?
Wer vom Fach wirklich etwas lernen möchte, sollte das Tertial nicht an der CSMU machen, wer allerdings neue Erfahrungen sammeln und etwas ganz anderes (medizinisch und nicht medizinisch) sehen und erleben möchte, sollte auf jeden Fall in ein Land gehen, das eine komplett andere Kultur und Sprache hat.
Zuerst wie erwähnt schon die Sprachbarriere, die selbst alltägliche Dinge wie einkaufen oder Essen bestellen zu einem kleinen Abenteuer machen. Basic Englisch wird zumindest in den Städten gesprochen, auf dem Land hingegen praktisch gar nicht.
Sprachkurse gibt es sicher, ich persönlich habe allerdings relativ schnell erkannt, dass man Mandarin nicht mal ansatzweise in 3 Monaten lernen kann.
Die Menschen im und ausserhalb des Krankenhauses waren alle super freundlich und nett, sehr gastfreundlich und hilfbereit. Aber auch distanziert, teilweise schüchtern und es war (wahrscheinlich auch aufgrund der Sprache) schwierig sie richtig kennenzulernen. So dass ich mich teilweise sehr unwohl und fremd gefühlt habe. Taichung ist zwar eine riesige Stadt, aber es leben relativ wenige Europäer dort, so dass man eine kleine Attraktion ist. Das nervt auf Dauer dann auch etwas. Das Essen ist günstig, meistens ganz gut, nur leider wenig vegetarierfreundlich.
Landschaftlich hat das Land extrem viel zu bieten, von Bergen, Meer, Seen, Städten und Regenwald ist wirklich alles dabei. Für Wanderfreunde und Radfahrer ein absolutes Paradies. Auch die Temperaturen waren extrem angenehm von Oktober bis Dezember zwischen 18-25 Grad.
Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!
Wie bereits erwähnt muss man sich bewusst machen, dass man sich auf eine komplett andere Welt einlässt. Und es ist definitiv etwas anderes ob ich 3 Wochen durch Asien reise, oder 3-4 Monate dort Alltag lebe.
Die vielen freien Tage und Wochenenden sollte man defintiv nutzen um aus Taichung rauszukommen. Dort ist dann nicht nur die Luft deutlich besser (in Taichung konnte man teilweise nur mit Maske raus gehen), sondern es gibt extrem viel zu entdecken!
Taichung selbst ist nett, aber so wirklich viel zu sehen/erleben gibt es dort nicht.
Die Lehre kommt sicherlich zu kurz und man nimmt teilweise fachlich aus dem Krankenhaus praktisch nichts mit. Das sollte einem schon bewusst sein. Auge und Neuro waren da etwas besser, durch viele Fortbildungen (auf Englisch) und besseres Teaching.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Taiwan persönlich eine super Erfahrung war, man lernt viel über sich selbst und bekommt einen Einblick in ein historisch und politisch hochinteressantes Land. Wer eine sprachliche und kulturelle Herausfoderung sucht ist in Taiwan sicher richtig. Wer Party, internationale Studenten oder einen Zugewinn an medizinischem Fachwissen möchte, sollte Taiwan meiden.