10. Semester in (03/2019 - 06/2019)

Betreuung
1
Lehrveranstaltungen
1
Besuchte Stationen
1
Lebenshaltungskosten
1

Ich empfehle ....

... diese Region
Nein
... Auslandsaufenthalt
Ja

Weiteres zum Aufenthalt

Tertiale
HNO/Auge, Neurologie, und Gynäkologie

Wie würdest du die Gastuniversität beurteilen? Wie war die Betreuung vor Ort?

Ich erhielt zwar einen positiven Bescheid für mein Auslandssemester, habe allerdings das erste mal eine Antwort einen (!) Tag vor meiner Ankunft in Tbilisi erhalten – das hat mich extrem gestresst (hier muss ich anmerken, dass auch vonseiten der MUW überhaupt keine Hilfestellung angeboten wurde!!), mir wurde von meinen Vorgängern nur gesagt, dass das der Standard sei. Also kann man sich vorstellen, dass die Organisation vor Ort entsprechend chaotisch war!
Die Leute im International Office waren stets sehr freundlich – allerdings gab es in keiner Weise eine Einführungs-Vo, keinen Buddy-Tag bzw. Buddy an den man sich wenden kann und es wurde NIE ein Treffen mit anderen internationalen Studenten organisiert (auf mehrfaches Nachfragen wurden mir einfach nie Kontaktdaten gegeben, obwohl es auch andere Studenten aus Europa, Brasilien, etc. gab!).
Von einem Welcome oder Meeting war auch nie die Rede. Bloß ein mal wurde von GMSA (Georgian Medical Students Association) ein Ausflug geplant, an dem ich teilnahm – allerdings war ich der einzige internationale Student dort – es ist sonst kaum jemand erschienen, bloß zwei Med-Studenten, die hier ein paar Tage auf Urlaub waren.
An schriftlichen Prüfungen haben ich nicht teilgenommen – allerdings wurde ich in jedem Seminar (also praktisch jeden Tag) zum Inhalt der Vorstunde befragt – teilweise musste man sich wirklich gut vorbereiten! Es wurde auch immer eine „Note“ in meiner Kartei (die bis zur ersten Einheit im Normalfall nicht existierte, das sie nie wussten wer ich bin oder was ich hier mache) eingetragen – aber ich denke die hat nie wirklich ne Rolle gespielt.
Behandelt wurde ich von den Professoren immer sehr höflich und zuvorkommend!

Wie würdest du das/die Gastkrankenhäuser und deine Tertiale beurteilen? Was waren deine Tätigkeitsbereiche?

Von klinischem Praktikum ist i.d.R. nie die Rede – es gibt immer nur Seminare (jeden Tag, ca. 2 Stunden) mit theoretischem Unterricht, in der nächsten Einheit wird dann mündlich dazu „geprüft“. Lernunterlagen bekommt man bestenfalls vom Prof als ebook oder pdf (eher sehr schlechte Qualität!). Der Unterricht findet in Gruppen zu je 10 Leuten statt – ich wurde immer in Gruppen mit Indern gesteckt. Bei der Überprüfung wird dann i.d.R. die Mitschrift vom Vortag abgelesen – das reicht für ne gute Note!

Vom Augentertial war ich positiv überrascht – die Prof. war allerdings auch die Leiterin des Internat. Office und konnte sehr gut auf Englisch erklären. Es wurden (selten, aber immerhin) Patienten gezeigt!

Gynäkologie war schrecklich – die beiden Profs waren sehr unsympathisch, haben uns teilweise nur eine pdf/word-Datei zum Lernen für die nächste Einheit gegeben ohne auch nur ansatzweise etwas dazu zu erklären!!! Uns wurde mehrmals versprochen, dass wir mal in den OP schauen dürfen – das war nie der Fall. Erst mussten wir uns alle eigene Scrubs kaufen (dann durften wir erst nicht in den OP, da war keine Schlapfen hatten). Dann haben wir uns extra alle Schlapfen besorgt – und trotzdem durften wir nicht hinein!
Das war reine Schikane und grenzte schon nahezu an Rassismus: Georgische Studenten durften rein, unsere Indische Gruppe nicht, da sie Inder nicht mögen. Meine indischen Mitstudenten haben mir des Öfteren von solchen Situationen berichtet. Die Profs standen dabei absolut nicht hinter uns und meinten nur, dass das eben so sei. Gelernt habe ich NULL, mich dafür doppelt so oft geärgert!

Da mich das Fach Neurologie interessiert, habe ich dann vorweg gefragt, ob ich denn auch ein reines Praktikum machen darf – es war dann auch möglich, nach den theoretischen Einheiten auf der Station mit den Assistenten mitzulaufen und mit ihnen einige Patienten anzusehen, dabei haben sie mir immer wieder übersetzt. Die klassische Visite gibt es allerdings nicht. Manchmal durfte ich auch zur Prof. ins Untersuchungszimmer wenn sie Patienten untersuchte – sie hat immer viel erklärt und war sehr freundlich und hilfsbereit! Einmal durfte ich auch einer Glioblastom-OP beiwohnen.
Alles in Allem war Lerneffekt zwar nicht so groß, aber immerhin habe ich dort mal was erlebt.

HNO war wiederum etwas chaotisch – und zwar weil im georgischen Curriculum nur 1 Woche HNO vorgesehen war und ich ihnen mehrmals klarmachen musste, dass ich 2 Wochen brauche.
Ich wurde die eine Woche wiederum in einen Frontalunterricht mit wenig Wissensvermittlung gesteckt. Die zweite Woche wurde ich dann exklusiv einer Assistentin zugeteilt und durfte bei zahlreichen Untersuchungen zusehen (dabei wurde mir immer übersetzt) und bei vielen OPs zuschauen – sogar zweimal durfte ich assistieren!
Das hat mir dann auch sehr gut gefallen und wieder einmal muss ich sagen, ich wurde extrem nett und freundlich behandelt und konnte einen guten Eindruck vom Arbeitsalltag erhalten!

Fazit: Kollegen/Profs sehr nett. Hygiene sehr schlecht. Eigenständiges Arbeiten/Praktische Tätigkeiten überhaupt nicht möglich!

Welche organisatorischen Hürden musstest du überwinden? War es einfach/gab es Probleme bei der Wohnungsfindung? Wie war deine Wohnsituation und Miete (WG, Wohnheim etc.)?

Wie bereits beschrieben habe ich erst einen Tag vor meiner Anreise eine eMail vom Int. Office in Tbilisi erhalten – davor bekam ich zu keinem Zeitpunkt eine Antwort. Dementsprechend habe ich mir eine Wohnung via AirBnB gemietet. Das war natürlich für georgische Verhältnisse sehr überteuert – für wiener Verhältnisse allerdings ganz okay. Die Wohnung war sehr ruhig und in einem netteren Wohnpark (also eine Rarität bei dem stark vorherrschenden Ostblock-Baustil).
Nach der Zuverlässigkeit des dortigen Int. Office was Genauigkeit und Kommunikation betrifft hätte ich eine vonseiten der Uni vermittelte Wohnmöglichkeit höchstwahrscheinlich bereut.

Gab es sozio-kulturelle Besonderheiten (Essensgewohnheiten, Offenheit, Bürokratie, Arbeitsmoral, etc), gab es sprachliche Barrieren? Wurden vor Ort Sprachkurse angeboten?

Vor 10:00 steht die Stadt still – erst ab 10:00/11:00 beginnt der typische Arbeitstag in Georgien (und im KH). Zu spät kommen ist Standard, alles wird sehr gemächlich angegangen und keiner stresst herum wenn mal ein Termin versäumt wird.

Englisch ist eher rar – wenn sprechen es eher die jungen Leute (die lernen es auch in der Schule seit neuestem). Zweitsprache ist immer noch Russisch – das können alle!
Ich selbst konnte nur Englisch und mit Händen und Füßen kommt man schon irgendwie durch!

Die Leute sind sehr sehr nett und hilfsbereit! V.a. zu Österreich hegen sie starke Sympathie, sehr viele waren dort schon mal auf Urlaub bzw. bekommen erzählt wie nett die Österreicher sind und wie schön es doch ist! Nahezu jeder, mit dem ich gesprochen habe war oder will einmal nach Österreich/Deutschland reisen bzw. sogar dort leben. Das Interesse ist also dementsprechend hoch.

Zu Beginn war ich sehr irritiert und ich habe mich schwer zurecht gefunden (weil auch kein Kontakt zu anderen vonseiten der Uni hergestellt wurde!). Das wurde mit der Zeit besser, da ich einfach sehr viel selbst unternommen habe.

Ein georgischer Sprachkurs wurde mir nicht angeboten – um ehrlich zu sein hätte es auch nicht viel gebracht, da die Sprache wirklich sehr schwer zu lernen ist!

Die Seminare waren immer auf Englisch (da American M.D.-Programme) und großteils verständlich.

Welche Tipps/Überlebenstricks würdest du anderen Studierenden unbedingt mit auf den Weg geben? Was hat dir besonders gut/nicht so gut gefallen. Nutze diese Gelegenheit um besondere Dinge hervorzuheben!

Ich würde einen Aufenthalt in Tbilisi nicht empfehlen – für einen Urlaub einige Tage ist es völlig ausreichend.
Wenn ich meinen Aufenthalt mit anderen Erasmus-Programmen (z.B. Spanien, Italien) vergleiche werde ich nur wütend. Ich hatte nie einen Einführungstag, war nie mit anderen internationalen Studenten zusammen in einer Gruppe bzw. wurde vonseiten der Uni nie ein Kontakt hergestellt. Es gab keíne tollen Eramus-Veranstaltungen oder Ausflüge (wie es bei vielen anderen Erasmus-Programmen der Standard ist). Ich hatte nie einen Buddy und die Seminare hatten keinen sehr großen Lerneffekt (Praktikum = Fehlanzeige)!
Die Stadt ist chaotisch, laut und an vielen Ecken sehr dreckig – es gibt kaum Parks um sich mal zu entspannen oder eine Runde laufen zu gehen. Man hat eigentlich alles in 2 Tagen gesehen was es zu sehen gibt.
Also Sorry für die schlechte Bewertung, aber diesen Kooperationspartner sollte man definitiv aus dem Programm werfen!