Liebe Kollegin, lieber Kollege,

mittlerweile ist es fünf Tage her, seitdem die Uni den Präsenzbetrieb ausgesetzt hat und jeden Tag erreichen uns neue Nachrichten zur Lage aus der Politik, den Spitälern, dem Rektorat, den Medien und – am wichtigsten – von euch. Wir möchten Dir gerne berichten, was in den letzten Tagen hinter den Kulissen an unserer Universität und in der ÖH passiert ist und auch versuchen, Dir unsere Einschätzung der Lage mitzugeben.

Wir werden zur SARS-CoV-2 nur ein paar einleitende Worte verlieren. Dieser Artikel soll Dir keine Angst machen, als medizinisch gebildeter Mensch solltest Du in der Lage sein, die Fakten selber gut zuzuordnen und auch Falschinformationen auszusortieren. Selbst bei rigorosen Maßnahmen (und wenn alle sie umsetzen, wobei auch jeder von uns gefordert ist seinen Beitrag zu leisten!) werden sich die Fallzahlen weiter nach oben entwickeln. Die Personen, die in den nächsten Tagen positiv getestet werden, haben sich heute bereits angesteckt. Die Entwicklung der Fallzahlen kann also die nächsten Tage nur exponentiell weiter verlaufen, bevor die Maßnahmen Wirkung zeigen und hoffentlich eine Abflachung der Kurve eintritt.

Das Ziel ist den Infektionsanstieg in eine lineare Kurve umzuwandeln, die Krise beherrschbar zu machen.

Du kannst dazu beitragen, diese Ausbreitung in dem uns möglichen Rahmen zu beeinflussen und so niedrig wie möglich zu halten. Es darf nicht sein, dass Medizinstudierende diese Krise nutzen, um Hauspartys zu feiern und im Votivpark Flunkyball zu spielen. Die nächste Runde wird dafür umso legendärer, wenn das Schlimmste vorbei ist. Aber jetzt bist Du als Mediziner_in gefragt und nicht als Partystudent. Einen recht guten Übersichtsartikel mit Simulation findet ihr in der Washington Post (1)

Wichtig ist nun, dass es wirklich nur noch drei Gründe gibt, das Haus zu verlassen: “Erstens die Arbeit oder der unaufschiebbare Dienst von Gesundheitspersonal, der Polizei und Menschen im Lebensmittelhandel. Zweitens: Notwendige Besorgungen. Und Drittens: Andere Menschen zu unterstützen, die sich nicht selbst helfen können. Darüber hinaus gibt es keinen Grund, das Haus zu verlassen.” (2)

Alles, was wir tun, soll transparent sein, daher möchten wir Dir hier einen Einblick in unsere Arbeit geben: wir sind seit dieser Woche fast rund um die Uhr mit einem 12-köpfigem Team daran, Kontakt zu vielen Stellen seitens Dir, der Uni, der Politik, der Ärztekammer, den Medien und den Spitälern zu halten. Gestern ist unser Brief an die Regierung ausgesandt worden, in dem wir rechtliche Absicherungen für Medizinstudierende und eine Verbesserung der Bedingungen im KPJ fordern. Erste Rückmeldungen aus der Politik haben uns erreicht und auch der Krisenstab wurde aufgefordert, hier Entscheidungen zu treffen. Natürlich bemühen wir uns auch für alle anderen Jahrgänge, indem wir in Gesprächen mit der Curriculumsdirektion sind und uns dafür einsetzen, dass alle ihr Studium weitestgehend normal fortsetzen können. An der MedUni Wien wird daran gearbeitet Vorlesungen online verfügbar zu machen und auch eine neue Streaming-Plattform wurde angekündigt, um interaktive Vorlesungen zu ermöglichen. Natürlich haben wir zu Beginn der Woche auch unsere Expertise angekündigt, im Moment scheint man es aber aus eigener Kraft schaffen zu wollen. Wir werden die nächsten Tage hier im Kontakt bleiben und nachhaken. Es ist eine Mammutaufgabe, aber auch wenn bei euch teilweise noch nicht viel angekommen ist, überall in der MedUni Wien wird daran gearbeitet, dieses e-Learning zu verwirklichen. Es wird sicherlich nicht nächste Woche schon alles rund laufen und in den nächsten Wochen werden sich weiterhin diverse Probleme finden, die dann abgearbeitet werden müssen. Bitte halte uns auf dem Laufenden und gib uns diese weiter, damit wir uns auch damit befassen können. Aber bitte hab auch Verständnis für Lehrende, die sich jetzt zum ersten Mal mit dem Thema interaktives e-Learning auseinandersetzen, weil Großteile der Universität sich diesem Thema gegenüber in den letzten Jahren konsequent verschlossen haben.

Außerdem koordinieren wir die Vermittlung der Gesundheitshotline 1450 und überlegen gemeinsam mit der Ärztekammer, wo und wie wir als Medizinstudierende helfen können.

Falls Du noch Fragen an uns hast, schreib uns jederzeit gerne eine Mail an corona@oehmedwien.at – und bitte nicht auf Facebook. Wir nehmen alle Problemfälle wahr, bitten aber auch um Verständnis, dass wir nicht alles kommentieren können.

Deine ÖH Med Wien

Eine Zusammenfassung der letzten Woche